Im Gespräch mit Sebastian Hein, „Immobilien-Orakel“ der Value AG, gehen wir auf die jüngsten Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt ein. Wir versuchen zu verstehen, wie sich verschiedene Faktoren, zum Beispiel die Zinswende, auf den Markt ausgewirkt haben. Darüber hinaus geben wir einen Ausblick auf den Immobilienmarkt 2024 und die kurz- und mittelfristigen Trends.
Experteninterview als Video zum Immobilienmarkt in Deutschland
Sebastian Hein von der Value AG spricht mit Daniel Korth über die neuesten Entwicklungen auf dem deutschen Immobilienmarkt. Gemeinsam analysieren sie die aktuellen Marktdaten, Preistrends bei Immobilien bzw. Grundstücken und gehen der Frage nach, ob die Veränderungen auf kurzfristige Schwankungen zurückzuführen sind oder ob sich eine dauerhafte Trendwende abzeichnet.
In diesem Video geht es um:
- Lage, Nachfrage und Angebotsmangel sind Faktoren, die aktuell zu einem deutlichen Preisanstieg bei Neuvertragsmieten führen, insbesondere in Großstädten.
- Dieses Phänomen zeichnet ein Bild der Wohnungsnot, das durch Energieeffizienzvorgaben und Wohnungsknappheit noch verstärkt wird.
- Gleichzeitig zeigen ländliche Regionen, die von demographischen Veränderungen betroffen sind, sinkende Nachfrage und damit verbunden auch abnehmende Immobilienpreise.
- Trotz der Zinswende und dem damit verbundenen Preisanstieg gibt es Anzeichen für ein fortlaufendes Wachstum der Immobilienpreise.
- Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage führt zu einem anhaltenden Druck auf dem Wohnungsmarkt.
Was beobachten wir gerade auf dem Immobilienmarkt?
- Auswirkung der Energieeffizienz auf den Wohnungsmarkt
Die Energieeffizienz von Immobilien gewinnt zunehmend an Bedeutung, was zu einer weiteren Verknappung von Wohnraum führen kann. Diese Entwicklung könnte insbesondere in städtischen Gebieten zu steigenden Preisen führen, während in ländlichen Gebieten demografische Veränderungen gegenläufige Effekte haben dürften.
Die Preisabschläge bei „braunen“ Immobilien liegen bei bis zu 30 %. Wenn man gründlich saniert, dann kommt man auf eine „grüne“ Immobilie, muss aber entsprechend viel Geld in die Hand nehmen.
- Wohnimmobilien in Stadtlage versus Land
In den Metropolen erleben wir derzeit eine Explosion der Neuvertragsmieten – zum Beispiel in Berlin mit über 20 %. Das Wohnen auf dem Land bleibt attraktiv: In einigen ländlichen Regionen erwarten wir aufgrund des demografischen Wandels und der damit einhergehenden sinkenden Nachfrage einen Preisrückgang. - Zusammenhang zwischen Zinsen und Immobilienpreisen
Der Zusammenhang zwischen Zinsentwicklung und Immobilienpreismarkt ist nicht zu übersehen: In Zeiten niedriger Zinsen erlebte der Markt einen nachhaltigen Aufschwung. Damit waren die Zinsen ein zentraler Wachstumstreiber. Mit der Zinswende im Jahr 2022 kam es jedoch zu ersten Reaktionen:
- Zunächst war ein leichter Preisrückgang zu beobachten.
- Trotz steigender Zinsen fielen die Immobilienpreise nicht so stark, wie es die ökonomischen Grundmodelle erwarten ließen.
Fundament & Finanzen – Der Podcast von WOHNEN UND FINANZIEREN
Welche Auswirkungen hat die aktuelle Marktentwicklung auf den zukünftigen Wohnungsmarkt?
Die gegenwärtige Situation wird durch ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage charakterisiert, wobei der Wohnungsmangel besonders in städtischen Gebieten offensichtlich wird. In Hinblick auf das verfügbare Angebot an Immobilien spielt die Bautätigkeit eine entscheidende Rolle. Es ist zu erwähnen, dass in den letzten Jahren ein Defizit an Neubauten zu verzeichnen ist, was wiederum zu einem erhöhten Druck auf die Preisentwicklung führt.
- Für das Jahr 2024 und darüber hinaus wird eine Stabilisierung des Wohnungsmarktes mit leichten Preisanstiegen antizipiert. Die Nachfrage übersteigt weiterhin das Angebot, was einen starken Preiseinbruch unwahrscheinlich macht.
- Die Bodenrichtwerte, die sich üblicherweise mit einer gewissen Verzögerung an Marktveränderungen anpassen, werden für Zinshäuser (= Mehrfamilienhäuser, deren Wohneinheiten vom Eigentümer vermietet werden) voraussichtlich sinken, während im Selbstnutzermarkt keine signifikanten Änderungen bei der nächsten Veröffentlichungsrunde erwartet werden.
- Indikatoren für Immobilienpreise sind eng mit Angebot und Nachfrage verknüpft. Eine unzureichende Neubautätigkeit hat zu einem Mangel an Angebot geführt, was wiederum Druck auf die Preise und die Märkte ausüben wird.
- Die Zinswende führte zwar zu einem temporären Einbruch bei den Immobilienkäufen, jedoch besteht kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Zinswende und einem langfristigen Rückgang der Immobilienpreise. Es wird davon ausgegangen, dass es sich lediglich um eine Wachstumspause handelte und leichte Preisanstiege zu erwarten sind. Für die zukünftige Preisentwicklung wird eine Stabilisierung mit Preisanstiegen erwartet, da die aktuelle Knappheit am Markt vermuten lässt, dass die Preise nicht weiter fallen werden.