Das Leben in der Stadt hat zweifellos seine Vorzüge: kurze Wege, vielfältige Freizeitmöglichkeiten und ein breites kulturelles Angebot. Doch für viele Menschen stellt sich irgendwann die Frage, ob die Vorteile des Stadtlebens die Nachteile überwiegen. Lärm, Hektik, hohe Mieten und begrenzter Wohnraum sind nur einige der Gründe, warum immer mehr Menschen darüber nachdenken, die Stadt zu verlassen. Spielen auch Sie mit dem Gedanken aus der Stadt zu ziehen? Dann lesen Sie weiter und wägen Sie noch einmal ab, ob das Leben auf dem Land für Sie in Frage kommt.
Verstärkter Trend seit Corona: Immer mehr Menschen ziehen von der Stadt aufs Land
Die deutschen Metropolen verzeichnen stärkste Bevölkerungsverluste seit 1994. Ohne die Stadtflucht, sprich der Abwanderung städtischer Bevölkerung in ländliche Gebiete, würden die großstädtischen Ballungsräume bereits seit 2014 schrumpfen. Ab 2020 hat sich während der Corona-Pandemie das Wanderungsmuster noch einmal zugunsten ländlicher Regionen verschoben. Heute entscheiden sich vor allem Familien und Menschen mittleren Alters für das Landleben. Gründe für die Stadtflucht sind vor allem Wohnraumknappheit und hohe Wohnungspreise.
Knapper Wohnraum, hohe Mieten: Gute Gründe aus der Großstadt zu ziehen
Nase voll von der hektischen Stadt? Angst vor einer Kündigung wegen Eigenbedarfs? Unzumutbare Mietsteigerungen wegen Indexmiete? Es geht nicht nur Ihnen so. Ruhe, Sicherheit und bezahlbarer Wohnraum locken immer mehr Städter aufs Land.
1. Mehr Land, mehr Lebensqualität
Viele Menschen ziehen aufs Land, weil sie eine ruhigere und entspanntere Umgebung suchen. Auf dem Land gibt es oft mehr Platz, was die Möglichkeit bietet, einen eigenen Garten zu haben oder abends auf der Terrasse die Sterne zu beobachten. Diese einfache Lebensweise, abseits des Trubels, spricht insbesondere diejenigen an, die nach einer Auszeit von der Hektik des städtischen Lebens suchen.
Auch Sicherheitsaspekte spielen eine Rolle. Zwar sind Städte nicht automatisch unsicher, doch viele Menschen schätzen die niedrigere Kriminalitätsrate auf dem Land. Besonders Familien mit Kindern fühlen sich in einer ruhigeren Umgebung oft wohler, da Kinder hier sicherer draußen spielen können.
Gesundheitliche Vorteile sind ein weiterer Grund, warum einige den Umzug in ländliche Gegenden in Betracht ziehen. Eine geringere Umweltverschmutzung, bessere Luftqualität und unmittelbarer Zugang zur Natur bieten Gelegenheiten für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder Joggen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die in der Nähe von Grünflächen leben, oft eine höhere Lebensqualität empfinden. Für viele ist es ein großer Vorteil, die Natur direkt vor der Haustür zu haben."
2. Das Stadtleben ist teuer
Vor allem in den Metropolen steigen die Mieten rasant: Berlin hat Hamburg im Hinblick auf die durchschnittlichen Mietpreise zum ersten Mal den Rang abgelaufen (Stand Juli 2024). Eine Bestandswohnung mit 70 m² kostet hier im Schnitt 963 €, in Hamburg 961 €. Unangefochtener Spitzenreiter bleibt aber München mit 1472 € Monatsmiete.
Für den gleichen Betrag, den Sie in München für eine kleine Wohnung zahlen, können Sie auf dem Land ein größeres Haus mit Garten finanzieren. Mehr Wohnraum für weniger Geld? Klingt nicht übel. Selbst die Nebenkosten sind auf dem Land oft niedriger. Heizkosten, Müllabfuhr und andere kommunale Dienstleistungen sind in der Regel günstiger als in der Stadt. Das kann sich langfristig zu einer guten Ersparnis summieren. Auch Parkgebühren und andere kommunale Abgaben fallen auf dem Land nicht an. Dass die nervige Parkplatzsuche entfällt, versteht sich von selbst.
3. Viel Platz, viel Luft, viel Freiraum
Auf dem Land und am Stadtrand sind Häuser und Grundstücke meist größer als in der Stadt. So ergab die Sparda-Studie "Wohnen in Deutschland 2023", dass man für ein durchschnittliches Investitionsvolumen von 388.000 € in Deutschland im Schnitt 119 m² Wohnfläche erhält. In Metropolen wie München reduziert sich diese Fläche jedoch auf 44 m², während man in ländlichen Regionen wie dem Kyffhäuserkreis bis zu 451 m² für denselben Preis bekommen kann.
Gewiss haben Kinder außerhalb der Stadt mehr Platz zum Spielen und Erwachsene viel Raum für individuelle Gestaltung und Selbstverwirklichung. Ein eigenes Mal- und Töpferstudio oder ein sonniges Home-Office, ein privater Fitnessraum oder ein großer Gemüsegarten mit Grillstation – in der Stadtwohnung ist das eine Utopie. Zudem haben wir in ländlichen Gebieten eine geringere Bevölkerungsdichte. Weniger Menschen auf größerem Raum bedeutet mehr Luft – also kaum Lärm und Hektik. Nach einem Leben in der überfüllten Stadt gönnen sich viele auf dem Land eine Verschnaufpause.
4. Familien sind herzlich willkommen
Ländliche Regionen und Vororte bieten eine Umgebung, die vor allem für Familien mit Kindern attraktiv ist. Die Ruhe und Nähe zur Natur machen schon einiges aus. Auch Haustiere sind kein Problem. Während es in Großstädten gar nicht so einfach ist, in der Mietwohnung einen größeren Hund zu halten, ist es auf dem Land kein Thema. Weder mangelt es an Platz, noch muss man den Vermieter um eine Haltungserlaubnis bitten.
Zugegeben, in ländlichen Gebieten hapert es teilweise an Infrastruktur. Dafür werden alle, denen das Leben in der Stadt zu anonym, die Gemeinschaft und Nachbarschaft auf dem Land zu schätzen wissen. In kleineren Gemeinden kennt man sich oft persönlich und es gibt zahlreiche kleine Gemeinschaftsveranstaltungen wie Dorffeste, Vereine und andere soziale Aktivitäten. Für Kinder bedeutet dies, in einer Gemeinschaft aufzuwachsen, in der sie sich sicher und unterstützt fühlen.
5. Remote-Arbeit und Work-Life-Balance
Bereits während der Corona-Pandemie zeichnete sich ein Trend ab: Im Zuge der Digitalisierung und der Verbreitung von Remote-Arbeit nutzten immer mehr Beschäftigte die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Dies hat die Stadtflucht verstärkt. Das Wanderungsmuster hat sich zugunsten ländlicher Regionen und Kleinstädte verschoben. Während Städte wie Berlin, München und Hamburg Wanderungsverluste hinnehmen mussten, verzeichneten ländliche Regionen und Kleinstädte Wanderungsgewinne. Nun ist die Pandemie zwar vorbei, aber der Trend hält an. In vielen Branchen ist das Arbeiten im Home-Office zum Standard geworden, so dass ein Leben auf dem Land in Betracht gezogen werden kann. Hier lassen Sie die hohen Lebenshaltungskosten und die Hektik der Stadt hinter sich, verbringen weniger Zeit im Verkehr und haben mehr Raum für Familie und Hobbies.
Auch für Selbstständige und Freiberufler bietet das Leben auf dem Land Vorteile, denn die Mieten und Betriebskosten für Büro- und Geschäftsräume sind niedriger. Das ländliche Umfeld besticht durch inspirierende Ruhe und Raum für kreatives und produktives Arbeiten. Zudem gibt es hier oft spezielle Förderprogramme für Existenzgründer und Selbstständige, die ihnen den Start erleichtern. Ländliche Gemeinden sind oft an Zuzug interessiert und unterstützen daher Existenzgründer und kleine Unternehmen durch finanzielle Anreize, niedrigere Steuern oder spezielle Beratungsangebote.