Skip to content

Baurecht für Einsteiger: Was Sie vor dem ersten Spatenstich wissen müssen

Baurecht: Wer macht was – und wer haftet, wenn’s schiefgeht?

Bauen ist komplex und Fehler können teuer werden. Hier erfahren Sie alles Wichtige über Bauleiter, Architekten und Bauherrenvertreter – ihre Aufgaben, Pflichten und die größten Fallstricke. Plus: Wie Sie sich mit klaren Verträgen und der richtigen Absicherung vor bösen Überraschungen schützen.

Baurecht im Schnelldurchlauf

  • Verträge, Pflichten und Haftungen müssen klar geregelt sein, um Streit und Mehrkosten zu vermeiden.
  • Bauleiter überwachen die Bauqualität, organisieren Handwerker und haften für Fehler bei der Ausführung.
  • Architekten erstellen Baupläne, holen Genehmigungen ein und können optional die Bauüberwachung übernehmen.
  • Bauherrenvertreter setzen Ihre Interessen durch, prüfen Verträge und erkennen Baumängel frühzeitig.
  • Digitale Kontrolle, finanzielle Rücklagen und vorausschauende Entscheidungen sind der Schlüssel zu einem stressfreien Bau.

Baurecht: Ihr Sicherheitsnetz für ein sorgenfreies Bauprojekt

Der erste Spatenstich? Der kommt später. Ihr Bauprojekt beginnt mit soliden rechtlichen Grundlagen – denn ohne sie drohen Baustopps, Streitigkeiten und teure Fehler.

Ob Neubau, Umbau oder Sanierung: Jedes Bauvorhaben bewegt sich in einem dichten Netz aus Gesetzen, Vorschriften und Normen, das unter den Begriff Baurecht fällt. Es regelt, wer was darf, wer wofür haftet und welche Genehmigungen nötig sind. Bauherren, Architekten und Bauleiter müssen sich daran halten, um Verzögerungen, Rechtsstreitigkeiten und hohe Nachbesserungskosten zu vermeiden.

Die wichtigsten Gesetze und Vorschriften auf einen Blick

Mit einem grundlegenden Verständnis des Baurechts stellen Sie sicher, dass Ihr Bauprojekt auf einem rechtlich festen Boden steht:

  • Baugesetzbuch (BauGB): Regelt, wo und was gebaut werden – und legt die Grundlagen für die Bauleitplanung, inklusive Bebauungsplänen und Nutzungsvorschriften fest.
  • Bürgerliches Gesetzbuch (BGB): Das BGB regelt die Rechte und Pflichten der Vertragspartner im Bauprozess, einschließlich Werkvertragsrecht, Haftung bei Mängeln und Gewährleistungsrechte.
  • Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI): Bestimmt, wie Architekten und Ingenieure ihre Leistungen abrechnen – beachten Sie jedoch, dass die HOAI in ihrer ursprünglichen Form teilweise nicht mehr verbindlich ist.
  • Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/B): Regelt Bauverträge praxisnah, besonders wichtig für die Festlegung von Mängelansprüchen und der Abwicklung von Bauleistungen.
  • Landesbauordnungen (LBO): Jedes Bundesland hat eigene Regeln für Genehmigungen, Abstände und Sicherheitsvorgaben – hier unbedingt informieren!

Diese Gesetze und Vorschriften legen fest, wer auf der Baustelle was darf und muss und wer welche Verantwortung trägt. Bauleiter, Architekt und Bauherrenvertreter spielen dabei zentrale Rollen.

Der Bauleiter: Ihr Held oder Ihr größtes Risiko?

Ein Bauleiter ist die zentrale Figur auf der Baustelle. Er hält die Fäden in der Hand, überwacht den Baufortschritt und sorgt dafür, dass Ihr Projekt reibungslos abläuft. Ohne ihn können Termine platzen, Baumängel unbemerkt bleiben und Kosten explodieren. Zudem kommuniziert er mit Architekten, Fachplanern, Behörden und Handwerkern. Die Sicherheit auf der Baustelle liegt ebenfalls in seiner Verantwortung, einschließlich der Einhaltung aller Unfallverhütungsvorschriften.

Doch nicht jedes Bauprojekt braucht einen Bauleiter. Wenn Sie z. B. ein Einfamilienhaus in Eigenregie bauen, können Architekt und Handwerksfirmen viele Aufgaben des Bauleiters übernehmen. Bei größeren Projekten oder wenn Sie selbst wenig Bau-Erfahrung haben, ist ein Bauleiter aber notwendig. I.d.R. wird er vom Bauunternehmen gestellt oder als unabhängiger Experte beauftragt.

Wann haftet ein Bauleiter?

Ein Bauleiter haftet, wenn er seine Pflichten verletzt und dadurch Schäden entstehen. Er ist verantwortlich für Baumängel, wenn er fehlerhafte Arbeiten nicht erkennt oder nicht korrigiert. Bei Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften kann er haftbar gemacht werden, insbesondere wenn es zu einem Unfall kommt. Auch Versäumnisse in der Bauüberwachung fallen auf ihn zurück, wenn sie zu späteren Schäden führen.

Was kostet ein Bauleiter?

Während ein unabhängiger Bauleiter ausschließlich Ihre Interessen vertritt, besteht bei einem Angestellten des Bauunternehmens das Risiko von Interessenkonflikten.

Die Kosten hängen vom Leistungsumfang, der Baugröße und der Vertragsart ab:

  • Stunden- oder Tagessätze bewegen sich oft zwischen 80 – 150 €/Std. oder 500 – 1.500 €/Tag, je nach Erfahrung und Region.
  • Bei größeren Bauprojekten können die Kosten deutlich höher ausfallen und mehrere Prozent der Bausumme betragen.

So läuft mit dem Bauleiter alles rund

  • Besuchen Sie Ihre Baustelle regelmäßig, denn persönliche Kontrolle geben Ihnen Sicherheit und Einblick in den Fortschritt.
  • Halten Sie vertraglich fest, welche Aufgaben Ihr Bauleiter übernehmen soll, um Missverständnisse zu vermeiden.
  • Fordern Sie eine lückenlose Dokumentation ein, denn detaillierte Protokolle schaffen Transparenz und schützen Sie vor unerwarteten Problemen.

Der Architekt: Der Gestalter Ihres Zuhauses

Ein Architekt entwirft nicht nur Ihr Haus, sondern sorgt auch dafür, dass es genehmigt wird, alles funktioniert und ins Budget passt. Während der Bauphase kann er die Objektüberwachung übernehmen und kontrollieren, ob alles nach Plan läuft.

Wann haftet ein Architekt?

Architekten haften für Planungsfehler, etwa wenn statische Berechnungen nicht stimmen oder Bauvorschriften (z. B. Wärmeschutz) ignoriert werden. Falls Ihr Architekt zudem die Objektüberwachung übernimmt, trägt er auch Verantwortung für Baumängel, wenn er diese nicht rechtzeitig erkennt.

Was kostet ein Architekt?

Die Kosten für einen Architekten hängen von der Bausumme, dem Leistungsumfang und der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) ab. Als grobe Orientierung gelten:

Maßnahme

Kosten

Grundlagenermittlung und Vorplanung

ca. 2 – 4 % der Bausumme

Entwurfs- und Genehmigungsplanung

ca. 5 – 7 % der Bausumme

Ausführungsplanung und Bauüberwachung

ca. 7 – 10 % der Bausumme


Wer clever sparen will, muss den Architekten nicht rund um die Uhr an Bord haben. Stattdessen können Sie ihn gezielt für die wichtigsten Etappen ins Boot holen – etwa für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung, damit Ihr Bauantrag ohne böse Überraschungen durchgeht. Danach können Sie das Steuer selbst übernehmen. So bekommen Sie professionelle Planung, ohne für jede Bauphase tief in die Tasche greifen zu müssen.

So läuft mit dem Architekten alles rund

  • Prüfen Sie den Vertrag sorgfältig, damit Sie genau wissen, welche Leistungen enthalten sind und was gesondert abgerechnet wird.
  • Behalten Sie Ihr Budget im Blick und stellen Sie sicher, dass der Architekt sich an Ihre Vorgaben hält.
  • Stimmen Sie sich regelmäßig ab, um Änderungen frühzeitig zu besprechen und unerwartete Mehrkosten zu vermeiden.

Der Bauherrenvertreter: Ihr persönlicher Wachhund auf der Baustelle

Als Bauherr haben Sie viele Entscheidungen zu treffen – doch sind Sie wirklich auf Augenhöhe mit Bauleitern, Architekten und Fachfirmen? Wenn nicht, kann ein Bauherrenvertreter Ihre beste Investition sein. Er kontrolliert Verträge, Kosten, Qualität und Abläufe, damit Ihr Bauprojekt reibungslos läuft und Sie vor teuren Fehlern geschützt sind.

Was macht ein Bauherrenvertreter?

Ein Bauherrenvertreter ist Ihr verlängerter Arm auf der Baustelle. Er setzt Ihre Interessen durch, überwacht die Bauqualität und prüft Verträge sowie Rechnungen. Während Sie sich um Ihren Alltag kümmern, sorgt er dafür, dass das Bauunternehmen sauber arbeitet und keine unerwarteten Mehrkosten entstehen.

  • Bevor Sie etwas unterschreiben, prüft er das Kleingedruckte und warnt vor potenziellen Fallstricken.
  • Er überprüft Angebote, Rechnungen und Nachträge, damit Sie nicht zu viel zahlen.
  • Ein Baustellenvertreter stellt sicher, dass Baumängel frühzeitig erkannt und behoben werden.
  • Er vermittelt zwischen Ihnen, Architekten, Bauleitern und Handwerkern und sorgt dafür, dass Ihre Interessen im Vordergrund stehen.

Wann lohnt sich ein Bauherrenvertreter?

Ein Bauherrenvertreter lohnt sich, wenn Sie wenig Erfahrung haben, keine Zeit für Baustellenkontrollen bleibt oder Ihr Bauprojekt komplex und teuer ist. Er schützt Sie vor Pfusch, Kostenfallen und Kommunikationschaos. Haben Sie dagegen Fachwissen, ein kleines Bauvorhaben und den Überblick über alle Beteiligten, kann er überflüssig sein.

Schnell-Check: Brauche ich einen Bauherrenvertreter?

  • Ich habe wenig Erfahrung mit Bauprojekten.
  • Ich kann nicht regelmäßig auf der Baustelle sein.
  • Ich will Streitigkeiten vermeiden.

Wenn zwei oder mehr Punkte zutreffen, ist ein Bauherrenvertreter sinnvoll.

Was kostet ein Bauherrenvertreter?

Die Kosten hängen vom Leistungsumfang ab. Einige Bauherrenvertreter arbeiten auf Stundenbasis (100 – 200 € pro Stunde), andere bieten Pauschalpreise oder Prozenthonorare an. Für die vollständige Begleitung eines Einfamilienhauses können zw. 3.000 – 10.000 € anfallen – abhängig von der Größe und Komplexität des Projekts.

Wie finden Sie den richtigen Bauherrenvertreter?

  • Unabhängigkeit prüfen: Er sollte nicht mit Bauunternehmen oder Architekten wirtschaftlich verbunden sein.
  • Referenzen einholen: Erfahrene Experten können erfolgreiche Projekte nachweisen.

Wann haftet ein Bauherrenvertreter?

Sobald ein Bauherrenvertreter seine Aufgaben nicht ordentlich erfüllt, haftet er. Dazu zählt z. B. wenn er Verträge unzureichend prüft oder Baumängel nicht rechtzeitig erkennt, aber auch Fehler in der Kommunikation zwischen den Bauparteien und schlechte Budgetkontrolle. Absichern können sich Bauherrenvertreter mit einer klassischen Haftpflichtversicherung

4 Baufehler, die richtig Geld kosten – und wie Sie sie vermeiden

Beim Bauen gibt es keinen „Zurück“-Button. Ein einziger Fehler kann Sie Tausende Euro und monatelange Nerven kosten. Ob als Bauherr, Architekt, Bauleiter oder Bauherrenvertreter – jeder hat seine Verantwortung. Doch was passiert, wenn einer patzt?

1. „Verträge? Wird schon passen!“

Sie unterschreiben den Bauvertrag, ohne die Details genau zu prüfen. Monate später stehen Sie in Ihrem fertigen Haus – aber statt der mündlich versprochenen bodentiefen Echtholzfenster glänzen billige Kunststoffmodelle in den Wänden. Der Bauunternehmer grinst und zeigt auf den Vertrag: „Fenster inklusive.“ Tja, Pech gehabt.

So vermeiden Sie es: Prüfen Sie jede Leistungsbeschreibung akribisch oder lassen Sie einen Experten drüber schauen. Jedes Material und jede Ausführung gehört klar geregelt – sonst zahlen Sie eventuell drauf.

2. „Schick ist wichtiger als Vorschrift!“

Ihr Architekt entwirft eine atemberaubende Glasfassade – modern, lichtdurchflutet, einfach perfekt. Blöd nur, dass der Bebauungsplan klassische Satteldächer und Klinkerfassaden vorschreibt. Die Bauaufsicht lehnt den Antrag ab, Sie müssen die Pläne überarbeiten lassen. Das Ergebnis: Wochenlange Verzögerungen und Tausende Euro Mehrkosten.

Besser machen: Lassen Sie zuerst die baurechtlichen Vorgaben checken, dann kreativ werden – nicht umgekehrt!

3. „Zeitplan? Ach, das kriegen wir schon hin…“

Der Bauleiter ist dafür da, dass auf der Baustelle alles läuft – aber was, wenn er seine Aufgaben schleifen lässt? In Ihrem Fall kümmert sich der Bauleiter nicht rechtzeitig um die Koordination der Handwerker. Die Folge: Der Estrich kann nicht gegossen werden, weil die Elektroinstallation noch fehlt. Wochenlange Verzögerungen und Zusatzkosten für Leerlaufzeiten sind die Konsequenz.

Die Lösung: Bestehen Sie auf einen klaren Bauzeitenplan und regelmäßige Baustellenbesprechungen, um Probleme frühzeitig zu erkennen.

4. „Ich schau mal, wann ich Zeit habe…“

Sie verlassen sich auf Ihren Bauherrenvertreter, um böse Überraschungen zu vermeiden. Doch der schaut nur sporadisch vorbei. Erst Monate später fällt auf, dass die falsche Dämmung unter der Bodenplatte steckt – ein kostspieliger Pfusch, der viel früher hätte erkannt werden müssen.

Unser Tipp: Bestehen Sie auf regelmäßige, dokumentierte Kontrollen mit Fotos. Früh erkannt heißt oft halb gespart!

Fazit: Bauen mit Verstand statt Bauchgefühle

Ein Bauprojekt ist wie eine Langstreckenreise: Ohne eine gute Planung, verlässliche Mitreisende und die richtige Absicherung landen Sie schnell im finanziellen Nirgendwo.

  • Vermeiden Sie schwammige Formulierungen in Verträgen. Bestehen Sie auf exakte Materialangaben, Bauzeiten und Ausführungsdetails.
  • Nutzen Sie digitale Bautagebücher oder Apps, um Fortschritt und Mängel zu dokumentieren. So haben Sie Beweise bei Streitigkeiten.
  • Mindestens 10 – 15 % der Bausumme sollten für unerwartete Zusatzkosten (z. B. wegen Bauverzögerungen, Lieferengpässen oder spontanen Anpassungen) reserviert sein.
  • Investieren Sie in eine gute Dämmung, erneuerbare Energien oder Lüftungsanlagen. Das senkt langfristig Ihre Nebenkosten. Prüfen Sie hierfür staatliche Förderungen wie KfW-Zuschüsse.

Ein solides Haus beginnt nicht mit dem ersten Stein, sondern mit der richtigen Strategie!

Ellen Schanz

Ellen Schanz

Ellen Schanz betreut seit Mai 2021 gemeinsam mit ihren Kollegen im Produktmanagement die Produktanbieter, mit denen Starpool zusammenarbeitet. Den Hypoport-Konzern kennt Sie seit 2008 und bringt seit 2013 ihr Wissen im Starpool ein. Nach ihrer Ausbildung zur Bankkaufrau ist sie direkt im Bereich Baufinanzierung eingestiegen und konnte sich dort in allen Bereichen umfangreiches Wissen aneignen. Im Starpool Produktmanagement verantwortet Ellen einen Teil der überregionalen Großbanken und die regionalen Produktanbieter im Südwesten Deutschlands.

Verwandte Themen

Bye-bye Lärm!

Die Nachbarin telefoniert lautstark, der Straßenverkehr rauscht unaufhörlich und jeder Schritt aus der Wohnung über Ihnen hallt durch das Wohnzimmer. Lärm ist ein Störenfried, der unser Wohlbefinden und unsere Konzentration beeinträchtigt. Mit dem richtigen Schallschutz...

Unsere Finanzierungspartner

Wir kooperieren mit mehr als 400 Banken, Sparkassen, Versicherungen und Bausparkassen. Dank dieser umfangreichen Zusammenarbeit können unsere Finanzierungsexperten eine genau für Sie maßgeschneiderte Baufinanzierung ermitteln.

Partner-Logo DSL Bank
Partner-Logo Volksbank
Partner-Logo DKB
Partner-Logo Commerzbank
Partner-Logo Hanseatic Bank
Partner-Logo ING
Partner-Logo Deutsche Bank
Partner-Logo Schufa
Partner-Logo Sparkasse
Partner-Logo BHW

(H)aus­gewählte Infos

Bleiben Sie auf dem Laufenden! Mit neusten Entwicklungen, Expertentipps & inspirierenden Storys rund um Bauen, Sanieren & Co.