Für viele Bauherren ist der Rohbau die aufregendste Etappe. Endlich nimmt das Projekt Form an: Von der Bodenplatte bis zum Dachstuhl entstehen die tragenden Elemente des Gebäudes. Doch was genau umfasst der Rohbau überhaupt, welche Kosten entstehen und worauf sollten Sie noch achten?
Rohbau im Schnelldurchlauf
- Erdarbeiten, tragende Wände und die Dachkonstruktion bilden das stabile Fundament eines Hauses.
- Die Kosten liegen zwischen 500 und 800 €/ m² und hängen von Region und Bauweise ab.
- Wetterfeste Maßnahmen wie Schutzplanen oder Winterbeton sind bei Regen und Frost essenziell.
- Regionale Anbieter mit guten Referenzen machen oft den Unterschied beim Bauprojekt.
Diese Arbeiten gehören zum Rohbau
Der Rohbau ist die Basis Ihres Hauses. Er umfasst alle baulichen Arbeiten, die das Tragwerk, die Stabilität und den Wetterschutz sicherstellen. In der Praxis unterscheidet man zwischen Außen- und Innenrohbau.
Was gehört zum Außen-Rohbau?
- Fundament und Bodenplatte
Ein sogenannter Unterbau bildet das Rückgrat des Hauses. Hierbei kommen unterschiedliche Bauweisen wie Streifenfundamente oder Bodenplatten zum Einsatz. Die Wahl richtet sich nach den Bodengegebenheiten, die vorab durch ein Bodengutachten geprüft werden sollten. Zusätzliche Kosten entstehen, wenn etwa eine Drainage erforderlich ist, um Grundwasser abzuleiten. - Tragende Wände
Tragendes Mauerwerk häufig aus Ziegel, Porenbeton oder Stahlbeton. Die Bauweise beeinflusst Stabilität, Bauzeit und das Budget. Während die Massivbauweise besonders robust ist, sparen Holz- oder Fertighäuser Zeit und Baukosten. - Dachstuhl und Konstruktion
Welche Dachform Sie wählen, beeinflusst nicht nur die Optik, sondern auch die Kosten. Ein Dachstuhl aus Holz ist am häufigsten, während Flachdächer oft auf Betonkonstruktionen setzen. Traditionell endet die Errichtung des Dachstuhls mit dem Richtfest, einer Feier zur symbolischen Vollendung des Rohbaus.
Rohbau innen – das zählt dazu
- Innenliegende tragende Wände
Diese sorgen für Stabilität und unterteilen das Gebäude in verschiedene Bereiche. Sie bestehen häufig aus Ziegel, Stahlbeton oder Porenbeton und müssen den statischen Vorgaben der Planung entsprechen. - Treppen und tragende Elemente
Fest verbaute Treppen, etwa aus Beton, verbinden die Geschosse und werden meist schon in der Rohbauphase errichtet. - Rohre und Leerrohre
In der Rohbauphase werden wichtige Installationen vorbereitet. Dazu zählen:
- Abwasserrohre und Wasserleitungen,
- Leerrohre für Elektrokabel und andere technische Infrastruktur sowie
- Schächte für Heizung, Lüftung oder Sanitäranlagen.
- Decken und Geschossübergänge
Die tragenden Zimmerdecken trennen die einzelnen Etagen des Hauses. Sie werden oft als Betondecken oder Holzbalkendecken ausgeführt und müssen exakt nach den statischen Anforderungen geplant sein.
Unterschied Rohbau vs. Ausbau
Der Rohbau schließt ab, wenn Ihr Einfamilienhaus “regengeschützt“ ist. Erst danach beginnt der Innenausbau, bei dem Elektrik, Sanitäranlagen, Wärmedämmung und ähnliche Arbeiten erfolgen. Die Fertigstellung der Bauphase Rohbau stellt also den ersten großen Meilenstein im Hausbau dar.
Wie viel Zeit einplanen für Rohbauarbeiten?
Eine Rohbauphase für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit 150 m² Wohnfläche dauert i. d. R. 3 bis 6 Monate, abhängig von Bauweise, Witterung und der Verfügbarkeit der Gewerke. Faktoren wie Verzögerungen durch Regen oder Frost sowie Materiallieferungen können die Bauzeit beeinflussen.
Kosten für den Rohbau im Detail
Der Rohbau Quadratmeterpreis eines durchschnittlichen Einfamilienhauses liegt hierzulande typischerweise zwischen 500 € bis 800 €/m². Somit liegen die Rohbaukosten für ein Einfamilienhaus mit 140 m² Wohnfläche bei zwischen 70.000 € bis 112.000 €. Dabei setzen sich die Rohbaukosten aus verschiedenen Positionen zusammen. Die Werte beziehen sich auf ein durchschnittliches Einfamilienhaus in Deutschland mit 140 m².
Gewerk |
ungefähre Kosten |
Baustelle einrichten |
2 % der Gesamtkosten |
Dachstuhl errichten |
28.000 € |
Decken einbauen |
120 bis 150 €/m² |
Fassade erstellen |
120 bis 150 €/m² |
Fundament legen |
70 bis 100 €/m² |
Kanalrohre für den Abwasseranschluss verlegen |
2.800 € |
Schornstein errichten |
3.300 bis 4.200 € |
Treppen einbauen |
400 bis 800 €/m² |
Wände mauern |
100 bis 150 €/m² |
Wie hoch die tatsächlichen Gesamtkosten sind, variiert je nach Wohnfläche und Anbieter. Unterschiede entstehen außerdem durch Bauweise, Region und Materialwahl. Zusätzliche Kosten kommen häufig durch schwierige Bodenverhältnisse, Zusatzarbeiten oder Materialengpässe auf.
Wie viel kostet ein Rohbau? Häufig vergessene Kostenpunkte
Neben den offensichtlichen Posten wie Baumaterialien und Arbeitskosten fallen oft zusätzliche Ausgaben an. Dazu gehören u. a.
- Strom- und Wasserversorgung auf der Baustelle,
- Entsorgung von Aushubmaterial,
- Bauzäune sowie
- die Anmietung von Baumaschinen.
Diese Punkte sollten bereits in der Budgetplanung berücksichtigt werden. Für unvorhergesehene Aufwände wird generell empfohlen, einen Puffer von 10 bis 20 % der Gesamtbaukosten einzuplanen. Bei einem Rohbau mit durchschnittlichen Kosten von bspw. 112.000 bis 210.000 € entspräche das einem Betrag von 11.200 bis 42.000 €.
Rohbaukosten: Spartipps für Bauherren
Gute Planung und durchdachte Entscheidungen beim Rohbau senken Rohbaukosten. Anbieter sollten verglichen werden, um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für Baumaterialien und Gewerke zu finden. Eigenleistungen wie das Aufräumen der Baustelle reduzieren ebenfalls Kosten. Mit klaren Verträgen und früher Planung lassen sich außerplanmäßige Baukosten vermeiden.
Rohbauphase im Winter und bei Regen – So gehen Sie damit um
Schlechtes Wetter ist kein Grund, den Bau zu stoppen. Mit den richtigen Maßnahmen wie Winterbeton, Bautrocknern und Abdeckungen bleibt Ihr Rohbau trotz Regen und Frost auf Kurs.
- Frostbedingte Risse im Fundament
Wenn Beton bei Frost verarbeitet wird, entstehen Spalten, die die Statik beeinträchtigen können. Winterbeton und wärmeisolierende Folien bieten Schutz und verhindern Frostschäden. - Verzögerte Trocknungszeiten bei Regen
Dauerhafte Nässe führt oft dazu, dass Bauteile wie Deckenplatten nicht ausreichend trocknen. Provisorische Abdeckungen, etwa Planen oder Zeltkonstruktionen, verhindern Feuchtigkeitseintrag. - Aufgeweichter Boden beim Aushub
Starkregen weicht den Baugrund auf, was Erdarbeiten erschwert. Schotterschichten verbessern die Tragfähigkeit des Bodens und leiten Wasser besser ab. - Eingedrungene Feuchtigkeit in tragenden Wänden
Feuchte Mauerwerke verzögern die Bauzeit erheblich. Bautrockner entfernen eingedrungene Feuchtigkeit effizient und sorgen für trockenes Mauerwerk vor dem Ausbau. - Schwierigkeiten bei der Lagerung von Baumaterialien
Holz oder Gipskartonplatten, die nass werden, sind oft unbrauchbar. Ein Schichten auf Paletten und die Abdeckung mit wasserdichten Planen schützen vor Feuchtigkeitsschäden.
Wetter-Tracker: Rohbau-Arbeiten besser koordinieren
Eine präzise Wettervorhersage hilft, wetterbedingte Verzögerungen zu minimieren. App-Funktionen wie „RegenRadar“ von WetterOnline bieten Bauherren und Bauunternehmen relativ zuverlässige Vorhersagen, um kritische Arbeiten wie Betonieren oder Dacharbeiten besser zu planen.
Abnahme des Rohbaus – Darauf sollten Sie achten
Die letztendliche Abnahme ist ein entscheidender Meilenstein im Bauprozess. Sie gewährleistet, dass der Rohbau stabil, sicher und ohne gravierende Mängel fertiggestellt wurde, bevor der Innenausbau beginnt. Ohne diese Prüfung besteht die Gefahr, dass spätere Arbeiten durch versteckte Fehler beeinträchtigt werden. Verantwortlich für die Abnahme sind entweder der Bauherr selbst, ein beauftragter Architekt oder ein Gutachter, der alle Aspekte des Rohbaus bewertet.
Checkliste für die Rohbauabnahme
- Prüfung der Baupläne:
- Stimmt der Bau mit den genehmigten Plänen überein?
- Sind alle statischen Vorgaben eingehalten?
- Kontrolle der Fundamentarbeiten:
- Gibt es sichtbare Risse oder Unebenheiten im Fundament?
- Ist die Abdichtung ordnungsgemäß ausgeführt?
- Begutachtung der tragenden Wände:
- Sind die Wände eben und ohne sichtbare Beschädigungen?
- Wurden die vorgesehenen Materialien korrekt verwendet?
- Prüfung der Geschossdecken:
- Sind die Deckenplatten frei von Rissen oder Verformungen?
- Wurden die Anschlüsse zu den Wänden sauber ausgeführt?
- Konstruktion des Dachs:
- Sind alle Verbindungen des Dachstuhls fachgerecht ausgeführt?
- Gibt es Anzeichen von Feuchtigkeit oder undichten Stellen?
- Installationen:
- Sind alle Rohre und Leerrohre an den vorgesehenen Stellen verlegt?
- Wurde auf ausreichenden Feuchtigkeitsschutz geachtet?
- Abdichtung und Schutz vor Witterung:
- Ist der Rohbau gegen Regen und Feuchtigkeit geschützt?
- Funktionieren alle geplanten Drainagen und Abflüsse?
Nach der Rohbauabnahme ist vor dem Innenausbau
Alle festgestellten Mängel werden dokumentiert. Kleinere Fehler lassen sich in einer Nachfrist beseitigen, bevor die nächste Bauphase beginnt. Bei gravierenden Problemen pausieren die Arbeiten, bis diese behoben sind. Liegen keine Beanstandungen vor, startet der Innenausbau, und der Rohbau gilt als abgeschlossen.
Fazit: Der Rohbau – eine Grundlage für kluge Entscheidungen
Um das Projekt erfolgreich umzusetzen, ist die Wahl des passenden Bauunternehmens entscheidend. Qualitätsunterschiede bei Baumaterialien, handwerkliches Können sowie Termintreue der Gewerke haben großen Einfluss auf den Verlauf und die Kosten des Bauprojekts.
Ein sorgfältiger Vergleich von Anbietern, bevorzugt aus der eigenen Region oder dem Bundesland, ist ratsam. Regionale Unternehmen sind oft mit lokalen Bauvorschriften und Gegebenheiten bestens vertraut, was Zeit und Kosten spart. Prüfen Sie die Referenzen des Unternehmens und achten Sie darauf, ob detaillierte und transparente Verträge angeboten werden.
Darüber hinaus ist eine klare und regelmäßige Kommunikation mit dem Bauunternehmen entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden. Bauherren sollten die Baufortschritte stets dokumentieren, etwa mit Fotos oder Protokollen. Wöchentliche Updates und ein klarer Ansprechpartner erleichtern den Austausch und sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Rohbauphase. Wenn Sie gut planen und mit erfahrenen Fachkräften zusammenarbeiten, wird Ihr Rohbau zum stabilen Fundament für Ihren Wohntraum – und Sie schaffen die besten Voraussetzungen für die nachfolgenden Bauphasen. Denn ein gut geplanter Rohbau ist nicht nur ein Zeichen für Qualität, sondern auch der erste große Schritt in eine neue Lebensphase. Gehen Sie diesen Schritt mit Zuversicht und dem Wissen, dass Sie gut vorbereitet sind.