Der für die siebziger Jahre typische Bungalow war eine Zeit lang aus der Mode gekommen, das Flachdach erlebt nun aber ein großes Comeback. Von wegen langweilige Klötzchen-Architektur! Flachdächer punkten mit moderner, minimalistischer Ästhetik und fügen sich wunderbar in die Umgebung ein. Zudem bieten Flachdachbungalows eine hervorragende Basis für nachhaltiges Bauen.
Wann ist ein Dach ein Flachdach?
Typisch für ein Flachdach ist eine Neigung von weniger als zehn Grad. In einigen Regelwerken wird die Dachneigung sogar auf fünf Grad begrenzt. Als klassisches Flachdach würde demnach nur ein Dach gelten, dessen Neigung minimal oder gar nicht wahrnehmbar ist. Ein leichtes Flachdachgefälle von zehn Grad ist aber praktischer: Es hat den Vorteil, dass das Regenwasser besser abfließen kann.
Die deutsche Bauordnung schreibt jedoch keine maximale Neigung von Flachdächern als Ausschlusskriterium für die Bezeichnung Flachdach vor. Es gibt daher auch Flachdächer, die eine etwas größere Neigung aufweisen. Diese Dachformen werden dann als Pultdach bezeichnet. Hier ist es möglich, anstelle der üblichen Dachabdichtung eine Eindeckung mit Betondachsteinen oder Dachziegeln zu wählen.
Diese Flachdachkonstruktion ist jedoch eher die Ausnahme. Die Grenzen zwischen Flachdach und Pultdach sind fließend. Ein Pultdach mit höherem Neigungswinkel kann bautechnisch nicht mit einem weiteren Geschoss aufgestockt werden. Ein Flachdach dagegen schon, wenn es baurechtlich vorgesehen und statisch möglich ist.
Flachdachhaus bauen: Materialien und Konstruktionsmethoden
Im Geschossbau sind Flachdächer identisch mit der Decke des obersten Geschosses. Die Geschossdecke wird an einem Flachdach-Neubau also zugleich als Bestandteil der Dachkonstruktion genutzt. In der Regel werden für die Konstruktion eines Flachdaches als Geschossabschluss massive Stahlbetonplatten oder -tragwerke genutzt. Es sind aber auch Flachdach-Konstruktionen mit Profilblechen in Nutzung.
Die tragende Schicht von Flachdächern wird entweder als solide und steife Unterkonstruktion aus Stahlbeton angelegt oder als leichtes und "biegeweicheres" Holz, Stahl- oder Stahlbetongerippe. In diesem Fall erhält die Unterkonstruktion eine Tragschicht aus Holz oder Trapezblech. Gefälleschichten bestehen aus mindestens 5 cm dickem Beton- oder Bitumensplitt.
Direkt unter der Dachhaut können entsprechend zugeschnittene Wärmedämmplatten eingebracht werden. Diese erzeugen durch den speziellen Zuschnitt ein leichtes Gefälle. Bei geklebten Flächen auf Stahl- oder Porenbeton wird ein bituminöser Voranstrich zum Verschluss der Betonporen bzw. zum Binden des Betonstaubes notwendig. Da verzinkte Stahlprofilbleche korrodieren können, werden diese mit einem Korrosionsschutz-Anstrich versehen.
Flachdächer beinhalten außerdem eine Schicht als Dampfsperre. Diese Schicht dient zur Verhinderung von Wasserdampfdiffusion. Außerdem werden bei jedem Neubau mit Flachdach eine präventive Dampfdruckausgleichs- und Trennschicht für die Stabilität sowie eine Dachabdichtung als Schutz vor dem Eindringen von Regenwasser angelegt.
Gut zu wissen: In einigen Neubaugebieten gibt es Vorgaben zum Thema Flachdach. Manchmal sind keine erlaubt. Informieren Sie sich unbedingt im Vorfeld, ob und wie Sie ein Flachdachhaus bauen dürfen.
Warmdach vs. Kaltdach
Bei der Konstruktion von Flachdächern gibt es zwei Hauptarten: Warmdach und Kaltdach. Ein Warmdach, auch nicht belüftetes Dach genannt, besteht aus einer durchgehenden Dämmstoffschicht direkt unter der Dachhaut. Da keine Luftschicht vorhanden ist, ist diese Bauweise einfacher und bietet eine bessere Wärmedämmung.
Im Gegensatz dazu hat ein Kaltdach, auch belüftetes Dach genannt, eine Luftschicht zwischen der Dämmung und der Dachhaut. Diese Schicht hilft, Feuchtigkeit abzuleiten, kann aber die Dämmleistung beeinträchtigen.
In Deutschland sind Flachdächer durchaus gefragt, besonders in urbanen Gebieten und bei modernen Bauprojekten. Kaltdächer hingegen sind weniger verbreitet bei Flachdachkonstruktionen und werden eher bei Steildächern verwendet. Dennoch können sie je nach spezifischen Bauanforderungen und klimatischen Bedingungen auch für den Bau eines Flachdachs sinnvoll sein.
Haus mit Flachdach bauen – lohnt sich das? Vorteile und Nachteile
Flachdächer sind nicht umsonst wieder hoch im Kommen. Die klaren Linien und die schlichte Form finden besonders bei Anhängern moderner Architekturtrends Anklang. Das Flachdach ist schön minimalistisch und bietet architektonische Freiheiten, die bei anderen Dachformen komplizierter oder gar nicht umsetzbar sind. Eine begrünte Dachterrasse beispielsweise ist nur auf einem Flachdach möglich.
Ein weiterer Pluspunkt: Großzügige Dachfenster oder vollständige Glasfronten sind kein Problem und fluten Ihr Zuhause mit natürlichem Licht. Das sieht gut aus, fühlt sich gut an und spart Energie, da Sie tagsüber weniger künstliches Licht benötigen.
Überhaupt haben Flachdächer in Sachen nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz die Nase vorn. Aufgrund der ebenen Oberfläche lassen sich auch Solarmodule ohne großen Aufwand installieren und optimal zur Sonne ausrichten. Die kompakte Bauweise reduziert die Oberfläche, die der Witterung ausgesetzt ist, was in Kombination mit modernen Dämmungstechniken Ihre Heizkosten deutlich senken kann. Im Winter bleibt die Wärme drinnen und im Sommer draußen – ein angenehmes Wohnklima ist also garantiert.
In einem Haus mit Flachdach können Sie die typischen Probleme störender Dachschrägen, wie eingeschränkte Kopffreiheit oder ungenutzte Ecken, vergessen. Außerdem eröffnet ein Flachdach spannende Möglichkeiten für zukünftige Erweiterungen. Haben Sie schon einmal über ein Staffelgeschoss nachgedacht? Dieses zusätzliche Geschoss, das sich oft zurückgesetzt auf dem Dach befindet, bietet nicht nur zusätzlichen Wohnraum, sondern auch Privatsphäre und, wenn Sie Glück haben, wunderbare Ausblicke. Und wenn Sie noch einen Schritt weiter gehen möchten, ist eine vollwertige Aufstockung ebenfalls drin. Damit können Sie Ihren Wohnraum vergrößern, ohne die Grundfläche Ihres Grundstücks zu verändern.
Welche Nachteile hat ein Flachdachhaus?
Eines der größten Probleme bei Flachdächern ist die Ableitung von Regenwasser. Ohne ausreichende Neigung kann es zu Pfützenbildung kommen, was auf lange Sicht zu Wasserschäden führt. In Gegenden mit schneereichen Wintern können Schneemassen die Dachkonstruktion belasten. Deswegen müssen Flachdächer regelmäßige inspiziert und besonders gut gepflegt werden, damit keine Wasseransammlungen oder Beschädigungen in der Abdichtung entstehen. Risse, Blasenbildung oder undichte Stellen müssen frühzeitig erkannt und repariert werden, damit es nicht zu größeren Schäden kommt.
Ist die Wärmedämmung mangelhaft, führt die flache Bauweise zu Wärmeverlusten im Winter und zu unerträglicher Hitze im Sommer, zumindest im Dachgeschoss. Außerdem steigt die Gefahr von Schimmelbildung. Deshalb darf bei einem Haus mit Flachdach nicht am falschen Ende gespart werden – eine hochwertige Dachdämmung ist ein Muss.
Welche Dachform wählen: Flachdach oder Satteldach?
Die Wahl zwischen Flachdach und Satteldach hängt sowohl von praktischen Aspekten als auch vom persönlichen ästhetischen Empfinden ab. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidung die langfristigen Kosten für Wartung und eventuelle Reparaturen, die klimatischen Bedingungen in Ihrer Region und den architektonische Stil Ihres Hauses. Beide Dachtypen bieten unter den richtigen Bedingungen hervorragende Lösungen.
Flachdach |
Satteldach |
Modern, minimalistisch, gut für zeitgenössische Architektur |
Klassisch, traditionell, vielseitig einsetzbar |
Dachterrassen, Dachgärten möglich |
Dachboden kann ausgebaut werden |
Einfacher für Solarmodule und technische Anlagen |
Schwieriger aufgrund der Neigung |
Viel Wartung aufgrund von Wasseransammlungen nötig |
Weniger Wartung durch besseren Wasserablauf |
Lebensdauer kann kürzer sein, abhängig von Wartung und Material |
Lebensdauer in der Regel länger, da wetterbeständiger |
Anfällig für thermische Schwankungen, aber gut isolierbar |
Natürliche Isolierung durch Luftschicht, effizienter |
Meistens günstiger |
Oft teurer aufgrund komplexerer Struktur |
Passt hervorragend zu modernen Bauten |
Universell einsetzbar, bevorzugt bei traditionellen Stilen |
Weniger geeignet in Schneeregionen |
Ideal in Schneeregionen, da Schnee natürlich abrutscht |
Vergrößert nutzbaren Raum, da keine Dachschrägen |
Dachschrägen können Raumnutzung einschränken |
Wie lange hält ein Flachdach?
Bevor ein Neubau mit einem Flachdach versehen wird, sollte der Bauherr oder die Bauherrin einige Überlegungen anstellen. Flachdächer sind zwar in der Erstellung relativ günstig. Die Folgekosten sind jedoch hoch, da sie durch ihre flache Bauweise viel Angriffsfläche bieten und wartungsintensiv sind. Die Abdichtung muss regelmäßig kontrolliert, erneuert oder verbessert werden. Andernfalls ist das Flachdach nicht ausreichend witterungsbeständig. Auch bei einem begrünten Flachdach darf kein Stauwasser entstehen.
Je nach Alter, Qualität, Konstruktion und verwendeten Materialien kann man von einer Mindestlebensdauer eines Flachdaches von 30 Jahren ausgehen. Die maximale Lebensdauer liegt bei 80 Jahren. Realistisch dürfte ein Mittelwert von 50-70 Jahren sein. Wie lange hält ein Flachdach auf den heute noch bestehenden Bungalowsiedlungen der 60er oder 70er Jahre des letzten Jahrhunderts? Sofern die Dächer regelmäßig auf Dichtheit und gewünschte Eigenschaften überprüft wurden, haben solche Dachkonstruktionen inzwischen 50 bis 60 Jahre auf dem Buckel. Innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre sollten die Bungalow-Besitzer das Flachdach sanieren oder komplett erneuern. Davon hängt auch der Werterhalt des Hauses ab. Stauwasser, UV-Strahlung und Algenbewuchs schädigen die Dachkonstruktion bei Flachdächern.
Was kostet ein Flachdach?
Die Kosten für ein Flachdach werden durch die Art der Dachkonstruktion, die Größe der Dachfläche, die Tragekonstruktion sowie Dicke oder Art der genutzten Dämmungsschicht definiert. Zur Orientierung kann aber der Quadratmeterpreis für einen Neubau mit Flachdach mit etwa 125 bis 310 € kalkuliert werden. Diese Kosten pro m² müssten auch für eine Komplettsanierung von älteren Flachdächern angesetzt werden. Die Kosten für ein Flachdach oder ein Pultdach mit geringem Neigungswinkel können also bei einer Dachfläche von 50 Quadratmetern zwischen 6.250 und 15.500 € liegen.
Flachdächer mit mehreren Jahrzehnten Lebensdauer bedürfen einer umfangreichen Sanierung. Kritisch sind dabei die Bereiche Dämmung, Dichtung und Entwässerung. Für die Flachdachsanierungen stehen staatliche Förderprogramme zur Verfügung. Je umfangreicher der Sanierungsbedarf ausfällt, desto teurer wird es. Die Kosten pro m² können eine Bandbreite zwischen 20 und 270 Euro haben, wobei die mögliche Förderung im genannten Preis schon inkludiert ist.
Staatliche Fördergelder mit spezifischem Bezug zum Bau eines Flachdaches stehen für einen Neubau nicht zur Verfügung. Die KfW vergibt aber günstige Kredite, mit denen Häuslebauer die Kosten für die Flachdach-Anlage an einem Neubau leichter stemmen können.