Bereits als Kinder lernen wir, wie wir uns bei Gewitter und Blitzgefahr verhalten sollen. Nicht unter Bäume stellen, Elektrogeräte ausstellen, nicht ins Wasser gehen und Duschen bei Gewitter unbedingt vermeiden. So oder so ähnliche Anweisungen haben wir sicher schon alle gehört, wenn es darum geht, was man bei einem Gewitter tun sollte.
Aber auch für Ihr Zuhause können Blitze eine Gefahr darstellen. Gerade in Zeiten, in denen Gewitter immer häufiger und intensiver werden, ist es ratsam, auch in einen guten Blitzschutz zu investieren. So schützt man nicht nur das Haus und die Technik vor teuren Schäden, sondern kann auch bei den Versicherungen sparen. Ein gut geplanter Blitzschutz sollte also genauso selbstverständlich zur Bauplanung gehören wie die Auswahl der richtigen Materialien.
Blitzschutz fürs Haus im Schnelldurchlauf
- Der Klimawandel sorgt für mehr Blitze, was den Blitzschutz umso wichtiger macht.
- Versicherungen bieten oft attraktivere Konditionen, wenn ein Blitzschutz vorhanden ist.
- Blitze treffen eher hohe Punkte, doch auch Ihr Haus kann betroffen sein.
- Nachrüsten ist möglich, aber mit höherem Aufwand.
Wie schützt ein Blitzableiter bei einem Blitzeinschlag?
Der Klimawandel bringt immer mehr Unwetter mit sich. Damit steigt auch das Risiko für Gewitter und das Auftreten von Blitzen. Eine Blitzschutzanlage schützt Gebäude und Bewohner vor den Auswirkungen eines Blitzschlags. Der Blitzableiter ist Teil dieser Anlage. Eine Blitzschutzanlage besteht aus zwei Teilen: dem äußeren und dem inneren Blitzschutz.
Äußerer Blitzschutz: Schutz vor Blitzen, die direkt einschlagen
Je nach Gebäude und Anforderung sieht der Blitzschutz am Haus unterschiedlich aus. Doch wie funktioniert ein Blitzableiter? Beim Blitzschutz handelt es sich um ein komplexes System, welches den einschlagenden Blitz „auffängt”, in den Boden leitet und das Haus vor Überspannungsschäden schützt. Dafür sind drei Grundelemente vonnöten: eine Fangeinrichtung, eine Ableitungseinrichtung und eine Erdungsanlage.
- Die Fangeinrichtung fungiert als „Auffänger“ des Blitzes. Sie besteht aus Metallteilen mit einer guten elektrischen Leitfähigkeit. Sie wird meist auf dem Dach platziert, um einen einschlagenden Blitz direkt aufzufangen.
- Die Ableitungseinrichtung dient dazu, den Blitzstrom von der Fangeinrichtung bis zur Erdungsanlage auf sicherem Wege in die Erde zu führen. Sie besteht, wie auch die Fangeinrichtung, aus einem leitfähigen Material wie z. B. Aluminium oder Kupfer.
- Die Erdung beim Haus sorgt dafür, dass der elektrische Strom sicher im Boden verteilt wird und ein Schaden verhindert wird.
Früher waren Aluminium und Kupfer die Stars im Blitzschutz – robust, leitfähig und verlässlich. Doch die Zeiten ändern sich und die Technologie ebenso: Heute greifen moderne Blitzschutzsysteme zu innovativen Verbundmaterialien und clever beschichteten Metallen. Warum? Sie sind leichter, flexibler und trotzen Wind und Wetter mit beeindruckender Ausdauer. Das Beste daran: Sie bieten eine noch bessere Leistung, um Blitze abzuleiten und Gebäude zuverlässig zu schützen.
Innerer Blitzschutz zum Schutz vor Überspannungen (Überspannungsschutz)
Stellen Sie sich vor, ein Blitz schlägt in Ihrer Nähe ein, sagen wir, innerhalb von 1,5 km. Das mag weit entfernt wirken, doch die Energie kann sich über Strom- und Telekommunikationsleitungen wie ein unsichtbarer Blitzschnellzug bis in Ihr Zuhause bewegen. Die Folge? Plötzlich stehen elektrische Geräte unter Strom, den sie nicht verkraften – von defekten Haushaltsgeräten bis hin zu teuren Elektronikschäden ist alles möglich.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, ist ein innerer Blitzschutz total wichtig. Er sorgt dafür, dass gefährliche Überspannungen in Schach gehalten werden. Praktisch sind dabei moderne Lösungen wie Steckdosen mit eingebautem Überspannungsschutz, die Ihren Geräten eine zusätzliche Sicherheitsbarriere bieten.
Experteninterview zu Blitzschutz und Hauserdung
In Zeiten zunehmender Elektrifizierung und häufiger werdender Unwetter ist der Schutz von Wohnhäusern wichtiger denn je. Was passiert, wenn ein Blitz einschlägt? Wie lassen sich Gebäude und teure elektronische Geräte effektiv schützen? In diesem Video erklärt Blitzschutz-Experte Maximilian Koch, warum Blitzschutz gleichbedeutend mit Brandschutz ist, welche Gefahren durch Überspannungen drohen und wie Sie Ihr Zuhause mit cleveren Lösungen absichern können.
Ist ein Blitzableiter Pflicht?
Grundsätzlich ist die Installation von einem äußeren Blitzschutz bzw. Blitzableiter in Deutschland nicht Pflicht – zumindest für normale Wohnhäuser.Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Blitzableiter sind Pflicht bei Gebäuden:
- höher als 20 m
- auf freistehender Bergkuppe
- mit einem Dach aus Stroh, Holz oder Reet
- wie Kinos oder Krankenhäuser (öffentliche Gebäude), wo sich viele Menschen aufhalten
Der innere Blitzschutz (Überspannungsschutz) hingegen ist seit dem Jahr 2016 verpflichtend.
Einige sind der Meinung, dass moderne Wohnhäuser nicht so schnell Feuer fangen wie z. B. Fachwerk- oder Reetdachhäuser und demzufolge heute keine Blitzableiter mehr benötigen. Statistisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit eines direkten Blitzeinschlags – auch in Zeiten des Klimawandels – tatsächlich gering. Allerdings ist es nicht von der Hand zu weisen, dass deutsche Haushalte im Durchschnitt viele elektronische Geräte besitzen, aufgrund derer ein Blitzschlag größere Zerstörungen verursachen kann als noch vor einigen Jahrzehnten. Wenn also doch der Blitz einschlägt, kann es demzufolge richtig teuer und gefährlich werden.
Welches Blitzschutzsystem fürs Haus?
In Deutschland wie auch in anderen Ländern müssen Blitzschutzsysteme den nationalen und internationalen Normen und Vorschriften entsprechen. Hierzulande ist dies vor allem die Normenreihe DIN EN 62305 (VDE 0185-305), die den Blitzschutz regelt. Diese Normen decken Planung, Installation und Wartung von Blitzschutzsystemen ab und werden regelmäßig aktualisiert, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Entwicklungen zu berücksichtigen.
Der VDE empfiehlt ein Blitzschutzsystem unabhängig von behördlichen Vorgaben, wenn Ihr Gebäude markant herausragt, etwa auf einer Bergkuppe, als Hochhaus oder Turm. Auch bei leicht entflammbaren Dächern, der Lagerung explosiver Stoffe oder in explosionsgefährdeten Bereichen ist ein Blitzschutz ratsam. Zudem lohnt er sich, wenn Ihr Haus sensible EDV-Systeme, wichtige Daten oder Einrichtungen zur Energieversorgung beherbergt – oder wenn Menschen und Kulturgüter in besonderer Weise geschützt werden müssen.
Gut zu wissen
Im Übrigen kann das Vorhandensein eines professionell installierten Blitzschutzsystems einen positiven Einfluss auf die Bedingungen Ihrer Wohngebäude- und Hausratversicherung haben. Denn manche Versicherungsgesellschaften erkennen den zusätzlichen Schutz durch einen Blitzableiter an Ihrem Haus an und spiegeln dies in Form von niedrigeren Prämien oder verbesserten Konditionen wider – insbesondere in Gebieten mit hohem Blitzschlagrisiko.
In einigen Fällen können Versicherungen fürs Haus die Installation eines Schutzsystems vor Unwettereinflüssen sogar vorschreiben. Dies ist zwar eher selten der Fall, trifft aber besonders auf Gebäude mit erhöhtem Risiko zu bspw. unter Denkmalschutz stehende Bauten oder Immobilien in exponierter Lage.
Blitzschutz ja oder nein? – Vor allem eine Kostenfrage
Für normale Wohnhäuser gibt es also keine Pflicht für einen Blitzableiter. Und so landen Blitzableiter manchmal ganz hinten auf der Liste der Dinge, die Architekten und Hausbesitzer ganz entspannt als „nicht so wichtig” abhaken.
Aber ist das wirklich die beste Entscheidung? Ein Blitzableiter kann im Ernstfall den Unterschied zwischen einem kleinen Schrecken und einem großen finanziellen Desaster ausmachen. Denn wenn ein Blitz einschlägt, sind es oft nicht nur die Elektroinstallationen im Haus, die den Geist aufgeben – auch Brände, zerstörte Geräte oder Datenverlust können die Folge sein. Zwar mag Ihre Versicherung den Schaden vielleicht zahlen, aber das ersetzt weder den Aufwand noch den Ärger. Mit einem Blitzableiter schlafen Sie bei Gewitter einfach ruhiger, weil Sie wissen, dass Ihr Zuhause und alles darin bestmöglich geschützt ist. Manchmal lohnt sich der Schutz also mehr, als man im ersten Moment denkt.
Das spricht für einen Blitzschutz |
Deshalb entscheiden sich viele dagegen |
Schutz vor Bränden und Überspannungsschäden |
Kosten für Installation und Wartung |
Bietet ein sicheres Gefühl bei Gewittern |
Optische Beeinträchtigung der Hausansicht möglich |
Kann Versicherungs- und Eigenkosten minimieren |
Keine gesetzliche Pflicht für Wohnhäuser |
Langlebige und verlässliche Schutzlösung |
Nicht immer als zwingend notwendig angesehen |
Was kostet die Installation eines Blitzschutzes fürs Einfamilienhaus?
Welchen Umfang die Kosten für die Installation eines Blitzableiters an Ihrem Haus haben, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Darunter fallen:
- Größe und Höhe der Immobilie
- Art und Ausführung des Blitzschutzsystems
- Neubau oder Nachrüstung eines bereits bestehenden Gebäudes
- zusätzlich erforderliche Maßnahmen zur professionellen Blitzableiter-Installation (entstehen häufig beim Nachrüsten)
Bei einem Neubau können Sie ganz grob von ungefähr 3.000 € bis 6.000 € ausgehen. Für eine genaue Einschätzung, was es kostet eine Blitzschutzanlage installieren zu lassen, sollten Sie sich von einer Fachperson beraten lassen. Diese kann Ihnen außerdem eine Einschätzung über mögliche zusätzlich benötigte Maßnahmen und Kosten geben.
Kann man am Haus einen Blitzableiter nachrüsten?
Per se stellt es kein Problem dar, Ihr Haus mit einem Blitzschutzsystem nachzurüsten. Jedoch kann die Installation in diesem Fall aufwendiger sein als während des Baus eines neuen Hauses. Denn das Nachrüsten kann einige zusätzliche Maßnahmen erfordern:
- Grabungs- oder Bohrarbeiten: Für die Einrichtung der Erdungsanlage in den Boden ist es notwendig, in die Erde zu graben, um dort die Anlage ordnungsgemäß zu installieren.
- Prüfung der Verkabelung: Zudem muss die elektrische Verkabelung des Gebäudes überprüft werden, um den ordnungsgemäßen Anschluss an das bestehende elektrische System des Hauses sicherzustellen. So kann die Verbindung des Blitzableiters mit der Elektrik des Hauses hergestellt werden.
- Zusätzliche Maßnahmen: Möglicherweise müssen kleinere Maßnahmen an der Gebäudefassade vorgenommen werden. Dazu gehören unter anderem das Bohren von Löchern oder das Anbringen von Halterungen. Stellen Sie sicher, dass diese Arbeiten für die Installation der Blitzschutzanlage vorgenommen werden können oder lassen Sie sich von einem Experten oder einer Expertin dazu beraten.
Eine Nachrüstung eines Blitzableiters beträgt bei einer Bestandsimmobilie zwischen 4.200 € und 5.700 €. Die Kosten variieren je nachdem, ob bereits eine Erdungsanlage vorhanden und ein innerer Blitzschutz gewünscht ist.
Darf man Blitzschutzanlagen selbst installieren?
Theoretisch könnten Sie einen Blitzableiter selbst installieren – ratsam wäre das aber nicht. Um alle Vorschriften zu erfüllen und die richtige Blitzschutzklasse zu wählen, braucht es Fachwissen. Beauftragen Sie aus diesem Grund eine erfahrene Elektrik-Fachkraft zur Installation Ihrer Blitzschutzanlage. Für die Einrichtung wird zunächst die passende Position für die Fangeinrichtung ermittelt. Für gewöhnlich wird diese am höchsten Punkt des Gebäudes angebracht – meist ist das auf dem Dach oder dem Schornstein. Die komplette Installation umfasst außerdem die Verlegung der Kabel für die Ableitungseinrichtung und die Integration des Erdungssystems in den Boden.
Ein weiterer Grund, wieso Sie den Blitzschutz nicht ohne Profi installieren sollten: Versicherungen erkennen Blitzschutzanlagen, die von Laien installiert wurden, oft nicht an. Und ganz ehrlich: Es ist einfach gefährlich, wenn unerfahrene Personen auf das Dach klettern und dort mit elektrischen Installationen hantieren.
Beim Überspannungsschutz für Ihre Geräte im Haus können Sie hingegen selbst aktiv werden. Blitzschutzstecker oder Steckerleisten mit integriertem Schutz können Sie problemlos kaufen und Ihre technischen Geräte so zusätzlich absichern.
Wie realistisch ist ein Blitzeinschlag überhaupt?
Der Siemens-Blitzatlas hat für 2023 etwa 316.000 Blitzeinschläge in Deutschland registriert – ein Plus von satten 30 % im Vergleich zu 2022.
Ob sich ein Blitzableiter für Ihr Haus lohnt, hängt also auch davon ab, wo Sie wohnen. In Deutschland gibt es klare Unterschiede, wo die Blitze häufiger auftreten: Im Süden, besonders in Bayern und Baden-Württemberg, wird es im Sommer oft gewittrig – v. a. in den Alpen und Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald. Hier treffen warme, feuchte Luftmassen auf die Berge und sorgen für ordentlich Action am Himmel. Im Norden hingegen bleibt es ruhiger: An der Küste in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern ist Gewitter eher selten, da die Meeresluft die Temperaturunterschiede ausgleicht. Spitzenreiter im Blitz-Ranking war 2023 u. a. Memmingen, während bspw. Kiel und Neumünster fast blitzfrei blieben.
Statistisch gesehen suchen sich Blitze meist den höchsten Punkt in ihrer Umgebung aus – ein Hochhaus, einen Baum oder einen Sendemast. Doch ganz ausschließen lässt sich ein Treffer im eigenen Haus nie, selbst wenn es kleiner ist als die Nachbargebäude. Es ist selten, aber es passiert. Und wenn es passiert, sind die Folgen oft heftiger, als man denkt.
Haften Versicherungen bei Blitzeinschlägen?
Die gute Nachricht lautet: Normalerweise werden die Schäden von der Gebäudeversicherung abgedeckt. Einige Versicherungen fürs Haus fordern aber einen Blitzableiter am Haus. Schäden an Möbeln oder elektronischen Geräten durch Überspannung übernimmt hingegen die Hausratversicherung – aber auch hier können bestimmte Vertragsbedingungen einen funktionstüchtigen Blitzableiter voraussetzen. Es lohnt sich, die eigenen Versicherungsunterlagen genau zu prüfen.
Wie bereits weiter oben erwähnt: Ein professionell installierter Blitzschutz kann die Versicherungsprämien positiv beeinflussen. Denn viele Versicherungen bieten einen Rabatt oder bessere Konditionen, wenn ein Blitzableiter am Gebäude installiert ist – v. a. in Regionen, die besonders stark von Gewittern betroffen sind. In manchen Fällen, wie bei exponierten Lagen oder denkmalgeschützten Gebäuden, kann der Einbau eines Blitzschutzsystems sogar Pflicht sein.