Stellen Sie sich vor, nie wieder eine Stromrechnung im Briefkasten zu finden und entspannt der unvorhersehbaren Energiepreisentwicklung entgegenzublicken. Ziehen Sie mit einer Sorge weniger in Ihr neues Zuhause ein.
Wer mit dem Bau eines Null- oder Plusenergiehauses auf innovative Technologien setzt, rückt neben der Unabhängigkeit von Energieanbietern Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Vordergrund. Der Bau eines eigenen Hauses mit autarker Energieversorgung ist also nicht nur eine persönliche, sondern ebenso eine ökologische Entscheidung mit Weitblick.
Mit Energie in die Zukunft – Was ist beim Neubau heute möglich?
Wussten Sie, dass der angestrebte Standard eines Passivhauses noch getoppt werden kann? Die Energieeffizienzklasse A+, bei der das Gebäude weniger als 30 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr verbraucht, ist übrigens nicht das Maß aller Dinge.
Ein Nullenergiehaus ist ein Gebäude, das genauso viel Energie erzeugt, wie es benötigt. Noch einen weiteren Schritt in die richtige Richtung geht das Plusenergiehaus. Hier wird mehr Energie erzeugt als eigentlich benötigt. Der Überschuss kann entweder gespeichert werden, um beispielsweise das eigene E-Auto zu laden oder die übrige Energie wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. So bringt Ihr Plusenergiehaus sogar etwas in die Haushaltskasse mit ein.
Für die autarke Energieversorgung Ihres Hauses gibt es einige Stellschrauben. Entweder muss mehr Energie produziert oder weniger benötigt werden. Am besten allerdings ist es, beide Komponenten zu optimieren.
Energiebedarf bei Plusenergie- und Nullenergiehäusern maximal reduziert
Schon bei der Erstellung des Grundrisses entscheidet sich, wie energiesparend das fertige Haus sein kann. Sowohl Nullenergiehäuser als auch Plusenergiehäuser sollten besonders kompakt geplant werden, um das Verhältnis von Oberfläche und Volumen zu optimieren. Auf herausragende Erker oder verwinkelte Vorsprünge wird bei diesen Gebäuden also gern verzichtet.
Außerdem ist die Dämmung der gesamten Gebäudehülle ein wichtiger Bestandteil der Energieeffizienz und wird durch die schlichte Architektur von Nullenergie- und Plusenergiehäusern erleichtert. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) muss mindestens dem eines Passivhauses entsprechen. Ein besserer Wert ist noch vorteilhafter. Durch die besonders effektive Isolation ist der Einbau von speziellen Lüftungsanlagen meist unumgänglich, um hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden und Schimmel vorzubeugen. Es gibt Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung, bei der die frische Zuluft durch die temperierte Abluft erwärmt wird. So kühlt das Nullenergiehaus oder Plusenergiehaus nicht aus. Bei den Lüftungsanlagen sollte bedacht werden, dass dann zum Teil nicht mehr eigenständig gelüftet wird, sondern alles über diese Anlagen läuft.
Mit modernen Technologien und altbewährten Erkenntnissen zum Nullenergiehaus
Es gibt viele Aspekte, die den Energiebedarf Ihres Hauses minimieren können und ständig kommen neue Technologien und Erkenntnisse dazu, die nachhaltiges Bauen vereinfachen. Eine natürliche Dachbegrünung beispielsweise verbessert das Raumklima, wärmt im Winter und kühlt im Sommer durch Verdunstung. Eine solche „grüne Klimaanlage“ kann das elektrische Pendant überflüssig machen. Grundsätzlich sollte auch bei der Bepflanzung des Gartens auf praktische Landschaftsgestaltung gesetzt werden. Einheimische Pflanzen, die an das lokale Klima angepasst sind, verringern den Bedarf an Bewässerungsanlagen.
Heutzutage können verschiedenste Smart-Home-Technologien den Weg zum Null- oder Plusenergiehaus vereinfachen. Von automatischen Thermostaten, Beleuchtungs- oder Beschattungssystemen: Moderne Sensoren messen und regulieren eigenständig – selbst wenn gerade niemand zuhause ist. So muss nicht den ganzen Tag geheizt werden, weil es morgens etwas kühler war und Sie die Heizung angedreht haben.
Energiegewinnung bei Plusenergie- und Nullenergiehäusern
Starten wir auch hier bei den ersten Überlegungen der Planungsphase und fangen wir oben an: Das richtige Dach trägt einen wichtigen Teil zur Energiegewinnung bei – mit passender Ausrichtung und optimaler Schräge. Achten Sie beim Grundstück darauf, dass keine Bäume für Verschattungen an Solaranlagen sorgen. Richten Sie das Dach Ihres neuen Eigenheims möglichst gen Süden aus und schaffen Sie viel Platz für Photovoltaik oder Solarthermieanlagen. Und auch die erwähnte Dachbegrünung kommt hier erneut ins Spiel. Diese trägt dazu bei, die PV-Anlage zu kühlen und steigert damit den Wirkungsgrad.
Weitere Methoden zur Energiegewinnung bei einem Nullenergie- oder Plusenergiehaus sind:
- Durch clever platzierte Kamine oder Pelletöfen zum Heizen mit Holz oder Biomasse wird die Wärmeenergie und Abluft optimal genutzt.
- Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugt aus Gas, Öl oder Holzgas durch das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme gleichzeitig – zudem wird die Abwärme des Generators genutzt. So können 80 bis 90 % der eingesetzten Energie verwendbar gemacht werden. Für Ein- und Zweifamilienhäuser gibt es beispielsweise Nano-BHKW (maximal 2,5 kW). Diese kompakten BHKW können im Keller installiert und an das Strom- und Wärmesystem des Hauses angeschlossen werden.
- Auch Windkraft kann als Ergänzung Ihres Energiekonzepts genutzt werden. Dafür wird natürlich keine riesige Turbine im Garten aufgestellt. Es gibt kleine Windanlagen. Diese sind meist allerdings nicht sehr ertragreich. Lassen Sie sich also umfangreich beraten, ob eine solche Anlage zum angestrebten Plusenergiehaus beiträgt. Augen aufhalten lohnt sich. Das polnische Start-up Unternehmen Panel Wiatrowy beispielsweise plant die Produktion von modernen Windzäunen, die zur Energiegewinnung dienen sollen und nebenbei als Sichtschutz oder Gartenzaun fungieren.
- Wärmepumpen gibt es mit verschiedenen Funktionsweisen: Die Wärme wird entweder aus dem Erdreich, der Luft oder sogar aus Grundwasser gewonnen. Jede Variante funktioniert, indem Wärme von einer Flüssigkeit absorbiert und diese dann komprimiert wird. Dadurch steigt die Temperatur und die erhitzte Flüssigkeit zirkuliert durch einen Wärmetauscher im Gebäude. Im Sommer kann der Prozess umgekehrt werden, um das Nullenergiehaus zu kühlen.
Was kostet ein Nullenergiehaus? Vorteile, die sich lohnen
Neuste Technologien haben Ihren Preis und da diese in standardisierter Form – wie zum Beispiel als Fertighaus – bis jetzt nur selten angeboten werden, sind Energiesparhäuser teurer als herkömmliche Varianten. Genau lässt sich der Preis aber schwer beziffern, denn die Kosten hängen von vielen unterschiedlichen Faktoren und Gegebenheiten ab. Rechnen Sie für einen energieautarken Neubau aber mindestens mit einem 20 % höheren Preis – nach oben hin ist diese Rechnung offen.
Eine passende Baufinanzierung wird sich lohnen. Von günstigen Krediten bis hin zu möglichen Förderungen beim Hausbau, bspw. von der KfW, können Sie sich umfassend beraten lassen und danach wahrscheinlich leichter eine Entscheidung fällen. Langfristig wird sich eine Investition in Energiesparoptionen aber in jedem Fall lohnen. Nicht nur, dass der Wert eines solchen Eigenheims über dem eines nicht energieeffizienten Hauses liegt, auch die Suche nach einem geeigneten Käufer wird einfacher sein. Falls es Ihnen im Traum noch nicht in den Sinn kommt, das neue Zuhause wieder loswerden zu wollen, genießen Sie die Unabhängigkeit von Stromanbietern und Energieversorgern. Rechnen Sie bei der Investition also auch das Ausbleiben der sonst dafür anfallenden monatlichen Kosten mit ein.