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Passivhaus bauen – Was Sie als Bauherr wissen sollten

Eco-Chic Living im Passivhaus

Passivhäuser minimieren durch ihre Bauweise den Energiebedarf Ihres Eigenheims und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff? Wir geben Ihnen einen Überblick über alle relevanten Aspekte des Passivhauses.

Was ist ein Passivhaus?

Passivhäuser sind Gebäude, die durch spezielle Bauweise und Technologie einen extrem niedrigen Energiebedarf haben. Sie nutzen passiv natürliche Wärmequellen wie Sonneneinstrahlung und die Abwärme von Personen und Geräten, wodurch der Heizenergiebedarf so weit reduziert wird, dass keine klassische Heizung mehr erforderlich ist. Diese energieeffizienten Häuser leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und bieten gleichzeitig hohen Wohnkomfort.

Anforderungen eines Passivhauses – Das ist als Bauherr zu beachten

Ein Passivhaus muss strenge Anforderungen erfüllen, die vom Passivhausinstitut in Darmstadt definiert sind. Der Heizwärmebedarf darf maximal 15 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr betragen. Ebenso darf der Primärenergiebedarf bei nicht mehr als 120 kWh pro Quadratmeter und Jahr liegen. Die Luftdichtheit ist entscheidend, wobei der Luftwechsel bei einem Drucktest maximal pro Stunde (h⁻¹) betragen darf. Zusätzlich sollte die maximale Heizlast 10 W pro Quadratmeter nicht überschreiten. Diese strikten Anforderungskriterien gewährleisten, dass Passivhäuser äußerst energieeffizient sind und einen minimalen Energieverbrauch haben. Sie sind darauf ausgelegt, den Wärmebedarf drastisch zu reduzieren und liefern gleichzeitig ein gesundes und komfortables Raumklima für die Bewohner.

Passivhäuser nutzen eine Kombination aus hochwertiger Wärmedämmung, kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung und effizienter Bauweise, um diese Standards zu erfüllen. Dabei kommen innovative Baustoffe und Technologien zum Einsatz, die sowohl den ökologischen Fußabdruck minimieren als auch langfristige Kosteneinsparungen bei den Energiekosten möglich machen.

4 wichtige technische Aspekte beim Bau von Passivhäusern

  1. Wärmedämmung
    Ein zentraler Punkt beim Bau eines Passivhauses ist die Wärmedämmung. Um Wärmeverluste zu minimieren, kommen hochisolierende Materialien zum Einsatz. Die Dämmung umfasst alle Bauteile des Hauses, inklusive Fassade, Dach und Bodenplatte. Typische U-Werte (Wärmedurchgangskoeffizienten) für opake Bauteile liegen bei ≤ 0,15 W/(m²·K).
  2. Fenster
    Ebenso hohe Anforderungen müssen die Fenster in Passivhäusern erfüllen. Dreifachverglasung mit Edelgasfüllung (meist Argon) und speziellen Beschichtungen sind Standard. Der Ug-Wert solcher Fenster liegt zwischen 0,5 und 0,7 W/(m²·K). Besonders wichtig sind die Minimierung von Wärmebrücken und eine luftdichte Einbindung der Fenster in die Gebäudehülle.
  3. Lüftung
    Da Passivhäuser sehr luftdicht gebaut sind, wird eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung benötigt. Diese sorgt für frische Luft und gleichzeitig für den Erhalt der Wärme im Haus. Moderne Systeme gewinnen bis zu 95 % der Wärme aus der Abluft zurück.
  4. Heizung
    Obwohl Passivhäuser keine klassische Heizung benötigen, muss der geringe Restwärmebedarf gedeckt werden. Dies geschieht häufig über die Lüftungsanlage, die mit einer kleinen Heizfunktion ausgestattet ist. Alternativ kommen Wärmepumpen oder Solarthermie zum Einsatz.

Passivhaus planen: Was vor dem Bau zu bedenken ist

Die Planung eines Passivhauses erfordert Fachwissen. Von der Auswahl geeigneter nachhaltiger Materialien über die Berücksichtigung der Ausrichtung des Gebäudes bis hin zu detaillierten Berechnungen der Energieeffizienz – jeder Schritt ist entscheidend.

Materialien
Für den Bau eines Passivhauses werden spezielle Bauelemente mit hoher Dämmwirkung verwendet. Dazu gehören Dämmstoffe wie Mineralwolle, Zellulose, Schaumglas oder Polystyrol, dreifachverglaste Fenster mit thermisch getrennten Rahmen und Luftdichtheitsschichten wie Dampfsperren und -bremsen.

Grundriss und Wandaufbau

Der Grundriss sollte kompakt und einfach gehalten sein, um Wärmeverluste zu minimieren. Große Fensterflächen sollten nach Süden ausgerichtet sein, um maximale solare Gewinne zu erzielen. Räume, die weniger beheizt werden müssen (z. B. Abstellräume), sollten innen liegend sein. Der Wandaufbau muss eine durchgehende Dämmung ohne Wärmebrücken gewährleisten, um die thermische Hülle zu optimieren.

Ausrichtung und Standort

Die Positionierung des Hauses und seine Ausrichtung zur Sonne spielen eine entscheidende Rolle. Eine Südausrichtung ermöglicht es, die Sonnenwärme optimal zu nutzen. Windschutz und die Berücksichtigung von Verschattungen durch benachbarte Gebäude oder Bäume sind ebenfalls wichtig.

Fenster und Verglasung

Die Qualität der Fenster und deren Platzierung sind entscheidend für die Energieeffizienz. Dreifachverglasung und gut isolierte Rahmen minimieren Wärmeverluste. Große Fensterflächen auf der Südseite nutzen die Sonnenwärme, während kleine, gut isolierte Fenster auf der Nordseite Wärmeverluste verhindern.

Luftdichtheit
Eine luftdichte Bauweise verhindert unkontrollierte Wärmeverluste. Dabei müssen alle Anschlüsse und Durchdringungen sorgfältig abgedichtet werden. Eine Blower-Door-Messung während der Bauphase hilft, undichte Stellen zu identifizieren und zu beheben.

Wärmebrückenfreie Konstruktion

Wärmebrücken müssen durch sorgfältige Planung und Bauausführung vermieden werden. Dies betrifft vor allem Anschlüsse von Wänden, Dächern und Böden sowie Fenster- und Türrahmen.

Lüftungskonzept

Ein effektives Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung sorgt für frische Luft und erhält die Wärme im Haus. Die Planung sollte sicherstellen, dass das Lüftungssystem optimal dimensioniert und platziert ist, um eine gleichmäßige Luftverteilung zu gewährleisten.

Heiz- und Kühllastberechnung

Obwohl Passivhäuser keinen klassischen Heizbedarf haben, ist eine genaue Berechnung der Heiz- und Kühllast erforderlich. Dies hilft, das Lüftungssystem und eventuelle zusätzliche Heiz- oder Kühlsysteme richtig zu dimensionieren.

Beratung und Zertifizierung

Die Einbindung eines zertifizierten Passivhausplaners oder Energieberaters ist ratsam, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt werden und das Gebäude den Passivhausstandard erreicht. Die Zertifizierung durch das Passivhausinstitut bestätigt die Einhaltung der Standards und kann für Förderprogramme wichtig sein.

Passivhausstandard beim Fertighaus

Ein Passivhaus als Fertighaus bietet Ihnen als zukünftiger Bauherr eine Möglichkeit, die Vorteile der Vorfertigung zu nutzen. Schließlich zeichnen sich Fertighäuser durch eine kürzere Bauzeit und oft auch geringere Kosten im Vergleich zu anderen Bauweisen aus. Viele Fertighaushersteller haben mittlerweile Passivhäuser in ihrem Programm, die den hohen energetischen Anforderungen entsprechen.

Ein wesentlicher Vorteil, ein Passivhaus als Fertighaus zu bauen, ist natürlich die reduzierte Bauzeit vor Ort, da die Bauelemente im Werk vorgefertigt und dann vor Ort montiert werden. Dies beschleunigt den Bauprozess erheblich und minimiert wetterbedingte Verzögerungen. Zudem ermöglicht die Vorfertigung eine hohe Präzision und Qualitätssicherung, da die Bauteile unter kontrollierten Bedingungen hergestellt werden. Ein weiterer Vorteil ist die vereinfachte Kostenplanung. Durch standardisierte Prozesse und feste Preise sind die Baukosten im Voraus in der Regel besser kalkulierbar, was Ihnen etwas mehr finanzielle Sicherheit bietet

Energieeffiziente Passivhäuser: Die Vor- und Nachteile

Vorteile

Nachteile

Durch den extrem niedrigen Energiebedarf reduzieren sich die Heizkosten auf ein Minimum.

Die Baukosten sind höher als bei konventionellen Häusern, was eine längere Amortisationszeit bedeutet.

Gleichmäßige Raumtemperatur und kontrollierte Lüftung sorg für ein angenehmes Wohnklima.

Der Planungs- und Bauprozess ist aufwändiger und erfordert spezielles Fachwissen.

Reduzierter Verbrauch an Energie bedeutet weniger CO₂-Ausstoß.

Eine zu hohe Luftdichtheit kann zu Problemen mit der Luftqualität oder gar Schimmelbildung führen, wenn die Lüftungsanlage nicht optimal funktioniert.

Hohe Wertbeständigkeit durch Energieeffizienz.

 

Was kostet ein Passivhaus?

Die Kosten für ein Passivhaus liegen in der Regel etwa 5 bis 15 % über denen eines konventionellen Neubaus nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG). Diese höheren Anfangsinvestitionen resultieren aus den strengen Anforderungen an Isolierung und Luftdichtheit sowie der Notwendigkeit einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.

Typische Kostenpunkte von Passivhäusern umfassen:

  • Dämmung: Je nach Material und Dicke können die Kosten zwischen 10.000 und 20.000 € variieren.
  • Fenster: Hochwertige Dreifachverglasungen kosten in der Regel zwischen 15.000 und 30.000 €, abhängig von Größe und Qualität.
  • Lüftung: Eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist ein wesentlicher Bestandteil eines Passivhauses und kostet etwa 6.000 bis 10.000 €.
  • Luftdichtheit und Wärmebrückenfreiheit: Zusätzliche Ausgaben von 5.000 bis 10.000 € sind hierfür in etwa erforderlich.

Förderoptionen der Baukosten und langfristige Einsparungen beim Passivhaus

In Deutschland gibt es verschiedene Förderungen, die den Bau eines Passivhauses unterstützen. Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) bietet zinsgünstige Darlehen und Tilgungszuschüsse im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Diese finanziellen Unterstützungen helfen, die höheren Anfangsinvestitionen teilweise zu kompensieren und machen es finanziell attraktiver, ein Passivhaus zu bauen.

Langfristig amortisieren sich die Mehrkosten, wenn Sie ein Passivhaus bauen durch die Einsparungen bei den Heizkosten. Denn Passivhäuser benötigen bis zu 75 % weniger Heizenergie als konventionelle Häuser. Dies macht sie gerade bei steigenden Energiepreisen zu einer lohnenden Investition.

Passivhaus bauen – Unser Fazit

Ein Passivhaus zeichnet sich durch eine Reihe von Vorteilen aus, darunter eine hervorragende Energieeffizienz, Wohnkomfort und ein bedeutender Beitrag zum Umweltschutz. Auch wenn die Baukosten beim Passivhaus zunächst höher sind als bei "normalen" Bauweisen, amortisieren sich diese Kosten im Laufe der Zeit durch erhebliche Einsparungen bei den Heizkosten.

Der Bau eines Passivhauses erfordert eine sorgfältige Planung und die exakte Umsetzung spezifischer Anforderungen, um die hohen energetischen Standards zu erreichen. Mit der Wahl der richtigen Materialien, einer durchdachten Planung und einer präzisen Ausführung kann ein Passivhaus zu einem zukunftssicheren, umweltfreundlichen und kostengünstigen Haus werden. Die langfristigen finanziellen und ökologischen Vorteile machen Passivhäuser zu einer lohnenden Investition für umweltbewusste Bauherren.

Stefanie Neumann

Stefanie Neumann

Stefanie Neumann verantwortet als Lead Marketing & Communication bei Starpool alle strategischen Belange im Rahmen des Marketings und der Unternehmenskommunikation. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung im redaktionellen Umfeld unterstützt sie den Kreationsprozess von WOHNEN UND FINANZIEREN.

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