Alte Wasserleitungen sind eine tickende Zeitbombe: Sie können zu Rohrbrüchen und teuren Wasserschäden führen, oder die Gesundheit der Hausbewohner gefährden. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wann eine Erneuerung fällig ist, welche Verfahren es gibt, was sie kosten und wie Sie die Sanierung finanzieren können.
Wasserleitungen erneuern im Schnelldurchlauf
- Wasserleitungen halten nicht ewig. Je nach Material kommen sie nach mehreren Jahrzehnten ans Ende ihrer Lebensdauer.
- Die Erneuerung kann unterschiedlich ablaufen – vom Komplettaustausch über Rohr-in-Rohr-Systeme bis hin zur Säuberung und Innenbeschichtung.
- Für ein Einfamilienhaus mit 120 m² Wohnfläche müssen Sie mit 18.000 bis 28.000 € für eine Neuverlegung rechnen.
- Am günstigsten ist es, Wasserleitungen gleich bei größeren Umbauten mitzudenken.
Wann muss man Wasserleitungen erneuern?
Wasserleitungen haben je nach Material und Wasserhärte eine begrenzte Lebensdauer:
- Verzinkte Stahlrohre halten im Schnitt 30 bis 50 Jahre,
- Kupferleitungen halten etwa 50 bis 70 Jahre,
- moderne Kunststoff- oder Edelstahlrohre sind mit 80 Jahren und mehr langlebiger.
In vielen Altbauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren sind die Leitungen damit längst im kritischen Bereich angekommen. Rund 60 % aller Wohngebäude wurden vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 errichtet, so die Deutsche Energieagentur. In diesen Häusern hat man lange Zeit Blei- und verzinkte Stahlrohre als Materialien für Trinkwasserleitungen verwendet.
Warnsignale bei alten Wasserleitungen
Es gibt klare Warnsignale, die auf Handlungsbedarf hindeuten. Spätestens wenn diese Symptome auftreten, sollte ein Fachbetrieb die Installation prüfen:
- bräunlich verfärbtes oder trübes Wasser
- metallischer bzw. unangenehmer Geschmack von Trinkwasser
- schwankender bzw. abnehmender Wasserdruck
- Rostpartikel im Wasser
- häufige Rohrbrüche und sichtbare Leckagen
Neue Wasserleitungen: Standards für Trinkwasserhygiene einhalten
Seit Dezember 2013 gilt in der Trinkwasserverordnung ein verschärfter Grenzwert für Blei von 0,01 mg/l. Ein ausdrückliches gesetzliches Verbot von Bleirohren gibt es zwar nicht, praktisch ist der Einsatz aber unzulässig, da die Einhaltung des Grenzwerts mit alten Bleileitungen in der Regel nicht möglich ist. Vermieter sind daher verpflichtet, entsprechende Leitungen auszutauschen.
Bei älteren Stahl- oder Kupferleitungen ist es sinnvoll, präventiv zu handeln. Denn jede Rohrpanne bedeutet nicht nur hohe Reparaturkosten, sondern kann auch zu steigenden Versicherungsbeiträgen führen: Leitungswasserschäden zählen zu den teuersten Fällen in der Wohngebäudeversicherung.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Hygieneaspekt: Oft lauern in alten Rohren gesundheitliche Risiken. In maroden oder schlecht geplanten Leitungsnetzen staut sich Wasser, es bilden sich Biofilme, in denen sich Keime oder Legionellen vermehren können. Auch ein guter Grund, die Wasserleitungen im Haus rechtzeitig erneuern zu lassen.
Mehr Infos zu Trinkwasser, Abwasserentsorgung und Wasseranschlüssen fürs eigene Haus finden Sie in unserem Artikel Hahn aufdrehen und Wasser Marsch. Tipp: Bei einigen Wasserversorgern können Sie das Trinkwasser aus Ihren Leitungen testen lassen.
Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. sind 99,4 % der Bevölkerung an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Im Durchschnitt verbraucht jeder Einwohner 125 Liter pro Tag.
Wasserleitungen erneuern: Möglichkeiten im Überblick
Es gibt mehrere Wege, alte Leitungen wieder fit zu machen – vom Kompletttausch bis zur innovativen Rohr-in-Rohr-Technik. Hier ein Überblick, welche Variante wann sinnvoll ist.
Komplettaustausch
Die klassische Variante: Alte Leitungen werden freigelegt, herausgetrennt und komplett ersetzt. Das Verfahren ist aufwendig, weil Wände und Böden geöffnet werden müssen – Staub und Lärm inklusive. Dafür bekommt man aber nagelneue hochwertige Wasserleitungen, die je nach Material 30 bis 80 Jahre halten.
Teilweiser Austausch
Wenn nur einzelne Abschnitte marode sind, können diese gezielt ersetzt werden. Gerade in Einfamilienhäusern kommt es oft vor, wenn z. B. nur die Leitung in ein Bad oder in die Küche ersetzt wird. Es ist auch möglich, nur die Strangleitungen (Steigleitungen) auszutauschen, also die senkrechten Hauptleitungen, die mehrere Etagen mit Wasser versorgen. Das ist natürlich preiswerter als ein Kompletttausch. Allerdings folgen erfahrungsgemäß die restlichen Leitungsabschnitte bald nach.
Strangsanierung – was heißt das eigentlich?
In Mehrfamilienhäusern spricht man von Strangsanierung, wenn komplette vertikale Leitungsstränge erneuert werden. Das betrifft dann alle Wohnungen eines Hauses. Typisch sind Kosten im hohen fünfstelligen Bereich und Bauzeiten von mehreren Wochen. Der Beschluss muss über die Eigentümergemeinschaft laufen, die sich die Kosten teilt.
- Vorteil: Eine einmalige, nachhaltige Lösung, die langfristig Sicherheit bringt und den Immobilienwert steigert.
- Nachteil: Hoher organisatorischer Aufwand und Belastung für die Bewohner während der Bauphase.
Rohr-in-Rohr-Systeme (Inliner-Verfahren)
Hierbei werden neue Leitungen in die bestehenden Rohre eingezogen – die neuen Wasserleitungen werden also quasi durch die alten geschoben. Klarer Vorteil: Man hat deutlich weniger Dreck und die Bauarbeiten sind oft auch schneller abgeschlossen. Zudem ist es 20 bis 40 % günstiger als ein Kompletttausch. Allerdings funktioniert das nicht bei allen Rohrarten oder bestimmten Rohrschäden. Haltbarkeit und Hygiene sind besser als beim Flickwerk, aber nicht ganz so dauerhaft wie ein Komplettaustausch.
Wasserleitungen sanieren statt ersetzen (Innenbeschichtung)
Hierbei werden die bestehenden Rohre saniert, indem sie gereinigt und anschließend mit Keramik-Polymer oder Epoxidharz beschichtet werden. Wasserleitung ohne Aufstemmen zu erneuern klingt zunächst ganz elegant, ist aber für Trinkwasserleitungen umstritten: Die Hygiene ist schwer nachzuweisen, Altlasten wie Blei bleiben im System und die Schicht verkleinert den Rohrquerschnitt. Fachbetriebe empfehlen diese Methode deshalb höchstens in Ausnahmefällen – ein Komplettaustausch oder Rohr-in-Rohr-System sind fast immer die bessere Wahl.
Neue Wasserleitungen im Haus verlegen: Ablauf Schritt für Schritt
- Bestandsaufnahme
Bevor aufgestemmt wird, prüft ein Fachbetrieb den Zustand der Leitungen. Rost, Kalk oder Keime sind oft nur im Labor erkennbar. Erst nach dieser Analyse lässt sich entscheiden, ob eine Teil- oder Komplettsanierung nötig ist. - Planung und Kostenvoranschlag
Sobald feststeht, was genau saniert werden muss, folgt die detaillierte Planung. Der Installateur erstellt einen Kostenvoranschlag, legt das Material fest und plant den Ablauf. Gerade bei größeren Projekten lohnt es sich, mehrere Angebote einzuholen. - Bauphase
Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit: Wände und Böden werden geöffnet, alte Leitungen entfernt und neue verlegt. In einem Einfamilienhaus dauert das meist 2–4 Wochen. Lärm, Staub und kurzzeitige Wasserabschaltungen sind unvermeidbar – bei größeren Projekten kann eine vorübergehende Ausquartierung sinnvoll sein. - Abnahme und Dokumentation
Zum Schluss wird die Anlage überprüft: Druckproben, Funktionscheck und eine Abnahme durch den Fachbetrieb gehören dazu. Dokumentieren Sie am besten die Schritte – das schafft Sicherheit und dient als Nachweis für Versicherungen und beim späteren Verkauf der Immobilie.
Wasserleitungen erneuern lassen: Kosten
Wie viel Ihre neuen Wasserleitungen kosten werden, hängt von mehreren Faktoren ab: Gebäudetyp, Material, das gewählte Verfahren sowie die Zugänglichkeit der Leitungen. Auch regionale Unterschiede spielen eine Rolle. In Städten sind Handwerkerpreise spürbar höher als auf dem Land.
Folgende Materialien stehen Ihnen zur Auswahl:
- Kunststoff ist besonders beliebt in modernen Installationen, da es preiswert, leicht zu verarbeiten und langlebig ist – ca. 2 bis 5 € pro Meter.
- Kupfer hat sich über Jahrzehnte bewährt, ist robust, aber teurer und nicht überall ideal (abhängig von Wasserhärte und pH-Wert) – ca. 6 bis 10 € pro Meter.
- Edelstahl ist extrem haltbar und hygienisch, hat dafür die höchsten Materialkosten – ca. 8 bis 15 € pro Meter.
Hinzu kommen die Montagekosten:
- Für die reine Verlegung von Wasserleitungen können Sie mit grob 60 bis 120 € pro laufenden Meter
- Der Rückbau alter Rohre kostet zusätzlich 5 bis 20 €/Meter.
Kosten für neue Wasserleitungen
- Für einen Komplettaustausch im Einfamilienhaus zahlen Sie pro laufendem Meter Rohr zwischen 70 und 150 €.
- In einer durchschnittlichen Wohneinheit können sich die Gesamtkosten auf 8.000 bis 15.000 € summieren.
- Bei Mehrfamilienhäusern liegen die Kosten entsprechend höher, vor allem wenn komplette Stränge erneuert werden müssen.
Beispielrechnung: Erneuerung von Wasserleitungen – Kosten im Einfamilienhaus 120 m²
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Kostenposten |
Typische Kosten |
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Austausch Wasserleitungen (Material + Montage) |
14.000–20.000 € |
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Wand- und Bodensanierung (nach Stemmarbeiten) |
2.500–4.500€ |
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Entsorgung alter Rohre |
500–1.000 € |
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Wasserproben & Laboruntersuchungen |
200–400 € |
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Sonstige Arbeiten (z. B. kleine Reparaturen, Anpassungen) |
800–1.200 € |
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Gesamtkosten |
ca. 18.000 – 28.000 € (in Ballungsräumen eher oberes Ende, auf dem Land günstiger) |
Was die Kosten bei der Neuverlegung von Wasserleitungen hochtreibt
- Hausgröße und Leitungsnetz: je mehr Wohnfläche, Bäder und Anschlüsse, desto mehr Meter Rohr müssen verlegt werden.
- Zugänglichkeit: Leitungen hinter dicken Wänden, unter Estrich oder in verwinkelten Schächten machen die Arbeiten aufwendiger.
- Materialwahl: Edelstahl ist langlebig, aber teurer als Kupfer oder Kunststoff.
- Verfahren: Komplettaustausch kostet mehr als Rohr-in-Rohr-Systeme, dafür ist die Haltbarkeit besser.
- Regionale Handwerkerpreise: in Großstädten wie München oder Hamburg liegen die Lohnkosten höher.
- Zusatzarbeiten: Wand- und Bodensanierung, Entsorgung von Sondermüll (Blei und Asbest) oder Laboruntersuchungen kommen oft noch obendrauf.
Eigenleistungen beim Erneuern von Wasserleitungen: Wo Sie sparen können
Viele Eigentümer überlegen, ob sie beim Leitungswechsel selbst Hand anlegen können, um an der einen oder anderen Stelle zu sparen. Grundsätzlich gilt: Vorarbeiten ja, Facharbeiten nein.
- Was Sie selbst machen können: Im Garten einen Graben für eine Außenleitung ziehen, Schlitze stemmen oder Wände öffnen und nach der Sanierung wieder verschließen.
- Wo Sie die Finger lassen sollten: Bei Leitungsanschlüssen, Druckproben, Verpressungen oder Dichtungen. Diese Arbeiten sind gesetzlich streng geregelt. Fehler können nicht nur teure Wasserschäden verursachen, sondern auch den Versicherungsschutz kosten.
Rechnen Sie damit, dass Sie durch Eigenleistungen ein paar Tausend Euro sparen können – vor allem an Arbeitszeit. Der Löwenanteil entfällt aber auf Material und die fachgerechte Installation und daran kommen Sie nicht vorbei.
Verlegung neuer Wasserleitungen finanzieren
Neue Wasserleitungen im Haus können also ganz schön ins Geld gehen. Welche Optionen stehen Ihnen zur Verfügung, wenn die Rücklagen nicht ausreichen?
Zum einen wäre da der Modernisierungskredit. Dieses Darlehen ist speziell auf Renovierungen, Modernisierungen und Sanierungen zugeschnitten, läuft meist über Beträge zwischen 10.000 und 50.000 € und lässt sich relativ unkompliziert beantragen. Die Zinsen liegen in der Regel etwas höher als bei einer klassischen Baufinanzierung, dafür brauchen Sie keine neue Grundschuld ins Grundbuch eintragen lassen.
Eine weitere Option ist die Erweiterung oder Umschuldung einer bestehenden Baufinanzierung. Wenn ohnehin eine Anschlussfinanzierung ansteht oder das Haus noch belastet ist, können Sie die Sanierungskosten gleich mit einplanen. Das ist oft günstiger als ein separater Kredit, erfordert aber eine gute Abstimmung mit der Bank. Ziehen Sie am besten einen unabhängigen Baufinanzierungsberater hinzu. Dieser kann Ihnen auch dabei helfen, passende staatliche Förderungen zu finden.
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Zwar gibt es keine Förderprogramme speziell für Wasserleitungen. Aber wenn die Maßnahme Teil einer größeren energetischen Sanierung ist, z. B. in Kombination mit neuer Heizung oder Warmwasserbereitung, können KfW-Programme oder BAFA-Zuschüsse greifen. Hier lohnt es sich, mehrere Maßnahmen zu bündeln und einen Energieberater einzuschalten.
Also: Leitungen am besten mitdenken, wenn ohnehin ein größerer Umbau ansteht. Das gilt im Übrigen auch für Heizungsrohre und Abwasserleitungen, denn wenn die Wände einmal offen sind, ist es viel günstiger, gleich das gesamte Leitungssystem zu überprüfen und bei Bedarf zu erneuern, anstatt später erneut Baustellen im Haus zu haben.
Handwerker von der Steuer absetzen
Schon gewusst? Sie können den Steuervorteil für Handwerkerleistungen nutzen: 20 % der Lohnkosten (maximal 1.200 € pro Jahr) lassen sich von der Einkommensteuer abziehen. Achten Sie darauf, dass die Arbeitskosten auf der Rechnung separat ausgewiesen sind und Sie per Überweisung zahlen.
Wasserleitungen im Neubau verlegen: clever planen, Kosten sparen
Beim Neubau haben Sie den großen Vorteil, dass sich alles von Anfang an optimal planen lässt. Anders als bei einer Sanierung müssen keine alten Rohre entfernt werden – das Leitungsnetz wird direkt nach den aktuellen Standards ausgelegt. So können Sie sicherstellen, dass jeder Anschluss sinnvoll positioniert ist und genug Kapazität für die Zukunft bietet.
In Wohnräumen sollten Wasserleitungen unsichtbar in der Wand oder unter dem Estrich (Unterputz) verlegt werden. Das sieht sauber aus und ist entsprechend aufwendiger und teurer. Wenn eine Wasserleitung durch eine Hauswand geführt wird, ist eine fachgerechte Mauerdurchführung Pflicht – sie schützt vor Feuchtigkeit und Wärmeverlust.
Im Keller, in der Garage oder im Technikraum sind Leitungen vor der Wand (Aufputz) praktischer, günstiger, leicht zugänglich und später einfacher zu erweitern.
Unser Tipp: Überlegen Sie schon vor dem Bau, wo später zusätzliche Anschlüsse sinnvoll sein könnten, z. B. für ein zweites Bad, einen Wasseranschluss in der Küche für den amerikanischen Kühlschrank oder für eine Leitung in die Garage? Wer das gleich mitplant, spart sich später viel Ärger und Geld.
Bei Durchführungen durch Decken und Wände muss außerdem an den Brandschutz gedacht werden. Rohrleitungen brauchen geprüfte Brandschutzabschottungen, damit Feuer und Rauch sich im Ernstfall nicht ungehindert ausbreiten können.