Wer kennt sie nicht, diese romantischen Bilder: Ein kleines Tiny House steht mitten im verträumten Nirgendwo. Der Bewohner lebt abgeschieden im Grünen und genießt sein minimalistisches Dasein, viel Ruhe und noch mehr Freiheit. Ein schönes Bild, nur leider etwas unrealistisch.Die Sache mit den Tiny Houses ist kompliziert. Man kann ein Tiny House nicht einfach irgendwo aufstellen, um dort dauerhaft zu wohnen. Vielerorts fehlen noch klare Regelungen zu den kleinen Häusern und auf dem Weg zur Baugenehmigung sind eine Menge Hürden zu nehmen.
Das alles ist jedoch kein Grund, den Traum vom Downsizing aufzugeben. Wir erklären, welche Vorschriften für Ihr Minihaus gelten, wie das mit der Baugenehmigung funktioniert und was Sie über Tiny Häuser auf Rädern wissen müssen.
Tiny House im Schnelldurchlauf
- Tiny Houses werden nach Nutzungsart eingestuft als: Fahrzeug, Ladung, Wohnhaus oder Ferienhaus.
- Sie dürfen nicht einfach auf beliebigen Grundstücken aufgestellt werden.
- Eine Baugenehmigung wird nötig, wenn das Minihaus dauerhaft bewohnt werden soll. Achtung: Die Bundesländer haben unterschiedliche Regelungen für Genehmigungen.
- Dauerhaftes Wohnen erfordert ein erschlossenes Grundstück und Einhaltung des Baurechts.
- Tiny Häuser ab 50 m² müssen die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) erfüllen.
Was ist ein Tiny House?
Ein Tiny House, also ein „winziges Haus“, ist eine sehr kleine, voll funktionsfähige Wohnstruktur. Ursprünglich sind Tiny Häuser Teil einer architektonischen und sozialen Bewegung, die sich auf das Leben auf wenig Platz konzentriert – oft mit dem Ziel, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen und ein einfacheres, weniger materialistisches Leben zu führen.
Während es keine festgelegten Regeln gibt, was genau ein Tiny House ausmacht, gibt es einige Merkmale, die viele der Minihäuser aufweisen:
Experteninterview zur Zukunft von Tiny Houses
Christian Brecht, führender Experte für Tiny Houses, spricht in diesem Interview über den wachsenden Trend der kleinen Häuser in Deutschland. Hauptgrund für die Popularität der Mini-Häuschen: die hohen Wohnkosten und begrenzte Wohnflächen.
Fahrzeug oder Haus? So werden Tiny Houses eingestuft
Bei Tiny Häusern wird, je nach Nutzung, zwischen Fahrzeug, Ladung, Wohnhaus und Ferienhaus unterschieden.
Fahrzeug
Ein Tiny House gilt dann als Fahrzeug, wenn es mit einem Fahrzeuganhänger fest verbunden ist. Wenn dieses Tiny House auf Rädern nur ein paar Mal im Jahr für Urlaubsreisen genutzt wird, dann muss es als Wohnwagen angemeldet werden. Es gilt das Straßenverkehrsrecht.
Ladung
Als Ladung gilt das Tiny House, wenn es mit dem Anhänger nicht fest verbunden, sondern ohne Werkzeug abnehmbar ist. In diesem Fall unterliegt das Haus der Kontrolle durch das Bundesamt für Güterverkehr.
Wohnhaus
Zum Wohngebäude wird ein Tiny House dann, wenn es ortsfest als dauerhafter Wohnsitz (also länger als vier Monate pro Jahr) genutzt wird. Dann gilt es als Gebäude der Gebäudeklasse 1 und unterliegt dem Baurecht.
Es spielt in diesem Fall keine Rolle, ob das Tiny House Räder hat oder nicht – wichtig ist die Art der Nutzung als Wohnhaus.
Ferien- oder Wochenendhaus
Nutzen Sie das Tiny House nur zeitweise, also weniger als vier Monate pro Jahr, zu Erholungszwecken, dann wird es als Sommer- oder Ferienhaus eingestuft. Es gilt das Baurecht.
Auch hier ist es zweitrangig, ob das Haus auf Rädern steht oder nicht. Und: Lauben in Kleingartenanlagen sind keine Sommer- oder Ferienhäuser und gehören dementsprechend zu einer eigenen Kategorie.
Wo darf ein Tiny House in Deutschland aufgestellt werden?
Je nachdem, wie Sie Ihr Tiny House nutzen möchten, unterscheiden sich auch die Vorschriften für das Aufstellen. Grundsätzlich gilt, dass Tiny Houses nicht einfach auf beliebigen Grundstücken aufgestellt werden dürfen.
Nutzungsart Wohnhaus: Tiny House aufstellen für dauerhaftes Wohnen
Wenn Sie Ihr Tiny House dauerhaft bewohnen möchten, müssen Sie ein Grundstück finden, das erschlossen und für Wohnzwecke zugelassen ist. Das kann in einem Wohn- oder Kleinsiedlungsgebiet sein, einem Dorf- oder Mischgebiet usw. Außerdem gibt es spezielle Tiny-House-Siedlungen, in denen das langfristige Aufstellen von Tiny Häusern genehmigt ist. Diese sind in Deutschland jedoch noch selten und eher die Ausnahme. Welche Tiny-House-Siedlungen in Deutschland bereits realisiert wurden, erfahren Sie z. B. beim Tiny House Verband e. V.
Nutzung als Sommer- oder Ferienhaus: Tiny House für zeitweises Wohnen
Für temporäre Nutzungen als Ferien- oder Wochenendhaus können Sie Ihr Tiny House auf Campingplätzen oder anderen dafür vorgesehenen Flächen aufstellen. Diese nennen sich „Sondergebiete, die der Erholung dienen“. Hierbei muss das Grundstück natürlich auch erschlossen sein.
Nutzung als Wohnwagen: Tiny House auf Rädern aufstellen
Wenn das Tiny House als Wohnwagen genutzt wird, dann darf es auf Campingplätzen oder auf einem anderen passenden Stellplatz abgestellt werden. Wo das erlaubt ist, hängt dann von den Kommunen ab.
Und es gilt weiterhin: Wird das Tiny House auf Rädern als Wohn- oder Ferienhaus genutzt, dann kommen die oben beschriebenen Regeln zur Anwendung.
Wann benötige ich eine Baugenehmigung fürs Tiny House?
Baugenehmigung für ein Tiny House – ja oder nein? Nun, das hängt von der Nutzungsart des Tiny House und dem Bundesland, in dem es aufgestellt wird, ab. Bisher gibt es noch keine spezifischen Gesetze oder Vorschriften, die ausschließlich für Tiny Houses gelten. Stattdessen müssen die Häuser im Miniformat allgemeine Bauvorschriften und -gesetze des jeweiligen Bundeslandes erfüllen. Dementsprechend sollte man sich vor dem Aufstellen eines Tiny Houses genaustens bei der Baurechtsbehörde informieren und eine Bauvoranfrage stellen.
Grundsätzlich gilt aber, dass Tiny Houses, die dauerhaft bewohnt werden sollen, Wohngebäude sind und somit eine Baugenehmigung benötigen. Dies ist unabhängig davon, ob das Tiny House auf Rädern steht oder auf einem festen Fundament errichtet wird.
Bauantrag fürs Tiny House als Wohngebäude nach Bundesländern
Bevor Sie zur Übersicht der einzelnen Bundesländer gelangen, lesen Sie bitte die Begriffserklärungen aus dem Baurecht, die die verschiedenen Stufen der Genehmigung eines Bauvorhabens beschreiben:
- Verfahrensfrei = Bei verfahrensfreien Bauvorhaben ist kein formeller Antrag oder Genehmigungsprozess erforderlich. Das bedeutet, dass die Bauarbeiten ohne eine vorherige Anmeldung, Prüfung oder Genehmigung durch die Bauaufsichtsbehörde beginnen können. Typischerweise handelt es sich hierbei um kleinere Bauvorhaben, die als geringfügig angesehen werden und kein hohes Risiko für Sicherheit oder öffentliches Interesse darstellen.
- Genehmigungsfrei = Genehmigungsfreie Vorhaben sind ähnlich wie verfahrensfreie Vorhaben, in dem Sinne, dass sie keine formelle Baugenehmigung benötigen. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass sie trotzdem einer Baubehörde mitgeteilt werden müssen. Das heißt, die Behörde muss informiert werden, auch wenn sie keine Genehmigung erteilen muss. Dies ermöglicht es der Behörde, über das Vorhaben informiert zu sein und ggf. nachträglich zu prüfen, ob es den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
- Vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren = Bei diesem Verfahren ist eine Baugenehmigung erforderlich, aber das Verfahren ist weniger umfangreich und zeitaufwändig als das normale Baugenehmigungsverfahren. Dies ist in der Regel für Bauvorhaben vorgesehen, die einfacher sind oder weniger Auswirkungen auf die Umgebung oder die Öffentlichkeit haben. Auch wenn das Verfahren einfacher ist, müssen immer noch bestimmte Unterlagen eingereicht und Anforderungen erfüllt werden.
Bundesland |
Baugenehmigung für Tiny House |
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Ausnahme Campingplatz mit Wohnnutzung: Tiny House ohne Baugenehmigung möglich
Es gibt eine Ausnahme, bei der Sie weder eine Baugenehmigung noch eine Stellplatzerlaubnis einholen müssen: Wenn Sie Ihr Tiny House auf einem Campingplatz aufstellen, der im Bebauungsplan eine Wohnnutzung erlaubt.
Nach den Regelungen der Landesverordnung für Camping- und Wochenendplätze gelten in diesem Fall jedoch zwei Bedingungen für Ihr Tiny House:
- Es darf eine maximale Größe von 50 m² nicht überschreiten und
- maximal 3,50 m hoch sein.
Einige Campingplatzbetreiber erlauben auch Tiny Houses mit einer Höhe von bis zu vier Metern, daher empfiehlt es sich, dies im Voraus zu klären.
Mobile vs. stationäre Tiny Houses: Unterschiede beim Baurecht
Mobiles Tiny House auf Rädern
Dauerhafter Wohnsitz | Wohnmobil |
Baugenehmigung nötig |
keine Baugenehmigung nötig |
Grundstück als Wohngebiet zugelassen |
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Grundstück erschlossen |
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Sie leben im Tiny House mehr als 4 Monate pro Jahr |
Stellplatz nötig, wenn nicht genutzt (siehe Stellplatzverordnung) |
bei Grundfläche ab 50 m² Vorgaben des GEG erfüllen |
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Küche und Badezimmer, Aufenthaltsräume mit einer Höhe von 2,40 m, belüftete Bäder und Toiletten |
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Stationäres Tiny House
Dauerhafter Wohnsitz |
Ferien- bzw. Wochenendhaus |
Baugenehmigung nötig |
keine Baugenehmigung nötig |
Grundstück als Wohngebiet zugelassen |
Sondergebiete, die der Erholung dienen |
Grundstück erschlossen |
Grundstück erschlossen |
Sie leben im Tiny House mehr als 4 Monate pro Jahr |
Sie leben im Tiny House weniger als 4 Monate pro Jahr |
bei Grundfläche ab 50 m² Vorgaben des GEG erfüllen |
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Küche, Badezimmer, Aufenthaltsräume mit einer Höhe von 2,40 m; belüftete Bäder und Toiletten |
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Tiny Haus als Wohnsitz: Anforderungen
Damit Ihr Tiny House als dauerhafte Wohnstätte gilt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:
- Sie leben im Tiny House mehr als vier Monate pro Jahr.
- Das Grundstück ist als Wohngebiet zugelassen und erschlossen.
- Das Tiny House verfügt über:
- Küche und Badezimmer
- Aufenthaltsräume mit einer Höhe von 2,40 m
- Belüftete Bäder und Toiletten (wenn keine Fenster, dann Lüftungsanlage)
- Blitzschutzanlage bei Holzhäusern
- Treppen, Türen und Fenster gemäß den Vorgaben aus der jeweiligen Landesbauordnung
- Die geltenden Brandschutzverordnungen werden erfüllt.
Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes an Tiny Houses
Tiny Houses mit einer Grundfläche ab 50 m² müssen die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) erfüllen. Hier muss also ein Wärmeschutznachweis zum Bauantrag vorgelegt werden. Dieser bestätigt, dass das geplante Tiny House den Anforderungen an den Wärmeschutz entspricht. Dazu gehören eine gute Wärmedämmung, energetische Qualität von Fenstern und Türen sowie Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik.
Kleine Häuser mit einer Grundfläche von weniger als 50 m² – und das sind die meisten Tiny Houses – benötigen diesen Nachweis nicht. Aber: Eigentlich gilt diese Ausnahme für Ferien- und Wochenendhäuser. Ob unter diese Sonderregelung auch Tiny Houses fallen, die zum dauerhaften Wohnen genutzt werden, ist bis jetzt nicht ganz klar. Hier gilt wieder einmal: Nachfragen!
Brandschutzbestimmungen für Tiny Houses
An Brandschutzbestimmungen müssen sich auch Besitzer von Häusern im Miniformat halten. Da diese jedoch oft spezielle Merkmale aufweisen, gibt es einige besondere Aspekte, die zu beachten sind.
- Die Installation von Rauchmeldern in Wohngebäuden ist gesetzlich vorgeschrieben, so auch in Tiny Häusern.
- Ein zugänglicher Feuerlöscher sollte in jedem Tiny House vorhanden sein.
- Die verwendeten Baustoffe sollten möglichst feuerresistent sein. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Arten von Isolierung, Trockenbau und Dachmaterialien. Bei Holzhäusern gilt für den Innenausbau, dass nicht alle Oberflächen brennbar sein sollten: Entweder müssen Sie Wände, Decken und Fußböden verputzen oder mit nicht brennbaren Materialien verkleiden.
- Die elektrische Installation muss sicher sein und den geltenden Vorschriften entsprechen, um das Risiko von Bränden durch elektrische Fehler zu minimieren.
- Küchen- und Heizgeräte sollten Gütesiegel wie das GS- oder CE-Siegel aufweisen. Alte, nicht (mehr) sichere Geräte sind häufige Ursachen von Bränden.
- Brennöfen sind besonders in autarken Tiny Häusern beliebt. Offenes Feuer darf nie unbeaufsichtigt sein, außerdem muss Funkenflug vermieden werden.
- Es sollte mindestens ein sicherer und schnell zugänglicher Fluchtweg vorhanden sein.
Speziell für mobile Tiny Houses auf Rädern gibt es zusätzliche Überlegungen:
- Wenn Propan oder ein anderes Gas zum Kochen oder Heizen verwendet wird, müssen die Gasflaschen sicher gelagert und transportiert werden.
- Während der Fahrt sollte das Tiny House sicher und stabil sein, um das Risiko von Bränden durch Unfälle oder umstürzende Geräte zu minimieren.
- Auf Campingplätzen und ähnlichen Orten gibt es oft spezielle Brandschutzvorschriften, die eingehalten werden müssen.
Lohnt sich ein Tiny House?
Falls Sie von einem unabhängigen Dasein im Tiny House irgendwo mitten in den Wäldern träumen, dann wird das leider nichts. Das Bauen außerhalb von Orten ist in Deutschland nur in sehr wenigen Ausnahmefällen möglich. An erschlossenen Wohnorten steht einem minimalistischen Wohnen im kleinen Format aber nichts im Wege. Nur die baurechtliche Genehmigung kann kompliziert sein.
4 entscheidende Vorteile der Minihäuser auf einen Blick:
- Mit geringeren Bau- und Unterhaltskosten als bei einem traditionellen Haus werden Tiny-House-Eigentümer schneller schuldenfrei und können langfristig Geld sparen.
- Stichwort Nachhaltigkeit: Tiny Houses verbrauchen aufgrund ihrer Größe weniger Ressourcen in der Herstellung und im Betrieb. Sie benötigen weniger Baumaterial und weniger Heizenergie. Es wird ein bewussterer Umgang mit Ressourcen und Raum für Minimalismus gefördert.
- Flexibilität wird bei Tiny Häusern auf Rädern großgeschrieben. Mit einem traditionellen Haus ist ein häufiger Wohnortwechsel nicht denkbar.
- Trotz oder gerade wegen der kompakten Größe lässt sich ein Tiny House voll und ganz auf den Geschmack seiner Bewohner zuschneiden. Das reicht vom Grundriss über die maßgeschneiderte Inneneinrichtung bis hin zur Integration intelligenter Technologien.
Tiny House planen in 10 Schritten
Wenn Ihr Entschluss feststeht und das Wohnen im Mini-Format wirklich etwas für Sie ist, dann können Sie mit der Tiny-House-Planung loslegen. Unsere Empfehlung: Befolgen Sie diese 10 Schritte, um aus Ihrer Idee ein echtes kleines Zuhause zu machen.
In einem Tiny House müssen Sie Prioritäten setzen. Überlegen Sie, was für Ihren Alltag wesentlich ist und worauf Sie verzichten können. Welche Aspekte Ihres Lebensstils können und wollen Sie auf kleinem Raum umsetzen? Brauchen Sie einen Arbeitsbereich? Wie viel Stauraum ist erforderlich? Möchten Sie Haustiere mitnehmen? Ist ein Rückzugsort ein Muss?
Sind Sie allein, dann reichen in der Regel 15 m² Fläche für bequemes dauerhaftes Wohnen aus. Ein Paar wird sich auf einer Wohnfläche von ca. 20 m² wohlfühlen. Das Tiny House einer Familie mit Kindern sollte nicht kleiner als 25-30 m² sein.
Von Ihrem Budget hängt ab, ob Sie bauen oder kaufen, wie das Tiny House aussehen wird, welche Materialien und Extras Sie sich leisten können. Sammeln Sie alle Kostenpunkte: von der Anschaffung eines Anhängers (falls mobil) über den Grundstückspreis (falls stationär) bis hin zu Baumaterialien und Inneneinrichtung. Vergessen Sie auch nicht die laufenden Kosten für Versicherung, Wartung und eventuell Stellplatzmiete.
Folgende Checkliste hilft Ihnen, wichtige Kostenpunkte bei der Budget-Zusammenstellung für Ihr Tiny House zu berücksichtigen:
Anschaffungskosten:
- Kaufpreis des Tiny House (falls Kauf)
- Anhänger oder Fahrgestell (falls mobil)
- Grundstückspreis (falls stationär)
- Baugenehmigungen fürs Tiny House und Gebühren
Baukosten:
- Baumaterialien (Holz, Metall, Dämmmaterial etc.)
- Fenster und Türen
- Werkzeug und Ausrüstung
- Handwerker und Arbeitskosten (falls nicht in Eigenleistung)
- Kosten für Planung und Architekten (falls professionelle Hilfe benötigt wird)
Innenausstattung und Extras
- maßgeschneiderte Einrichtung
- Wasseranschluss und Heizsysteme
- Solaranlage oder andere alternative Energiequellen
- Möbel, Haushaltsgeräte und Elektronik
- Reparaturen und Instandhaltung
- Stellplatzmiete (falls nicht auf eigenem Grundstück)
- Nebenkosten für den Anschluss an Wasser, Strom, Gas, Abwasser, Internet
- Versicherung für das Tiny House (Wohngebäudeversicherung, Hausratversicherung etc.
- ungeplante Baukosten
- Preisschwankungen bei Materialien
- notwendige Reparaturen oder Nachbesserungen nach dem Einzug
Ist Bauen die richtige Option für Sie oder sollten Sie doch lieber ein fertiges Tiny House kaufen? Bauen kann billiger sein, aber es erfordert Zeit, Geschick und Fachwissen. Wenn Sie hingegen ein schlüsselfertiges Tiny House kaufen, sind die Kosten im Voraus klarer definiert, aber in der Regel höher.
Beim Bau müssen Sie Materialkosten, Werkzeug, Arbeitskosten und natürlich auch Ihre eigene Zeit in Betracht ziehen. Wenn Sie ein fertiges Haus kaufen, kommen neben dem Kaufpreis möglicherweise Lieferkosten und Ausgaben für das Aufstellen und Anschließen an Versorgungsnetze hinzu. Allerdings können Sie schneller einziehen.
Weitere Überlegungen, die Ihnen bei der Entscheidungsfindung Kauf vs. Bau helfen können:
- Anpassungsmöglichkeiten: Wenn Sie ein Tiny House selber bauen, kann jeder Quadratmeter und jedes Detail auf Ihre persönlichen Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt werden. Bei einem Kauf müssen Sie in der Regel Kompromisse eingehen.
- Langfristige Wertentwicklung: Ein selbstgebautes Tiny House kann im Wert steigen, besonders wenn es gut gebaut und gut gepflegt ist. Bei einem vorgefertigten Modell könnte der Wiederverkaufswert ähnlich wie bei einem Neuwagen schneller sinken.
- Unterstützung und Garantie: Beim Kauf eines Tiny Houses von einem Hersteller oder beim Bau durch ein Unternehmen erhalten Sie in der Regel eine Garantie. Diese deckt Mängel ab, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach Fertigstellung entdeckt werden. Beim Selbstbau sind Sie für die Behebung von Baufehlern oder Mängeln allein verantwortlich.
Beim Thema Standort scheiden sich die Geister: Die einen finden, dass ein Tiny House unbedingt mobil sein muss – schließlich sind Flexibilität und Freiheit das A und O des Tiny House-Lifestyles. Die anderen bevorzugen einen festen Platz, an dem man Wurzeln schlagen kann. Wie entscheiden Sie sich?
Mit einem Tiny House auf Rädern können Sie umziehen, je nach Jahreszeit, Job oder einfach nach Lust und Laune. Allerdings sollte man dabei bedenken, dass ein mobiles Tiny House nicht einfach überall nach Lust und Laune abgestellt werden kann. Bedenken Sie auch, dass ein mobiler Standort erschlossen sein muss. Schließlich benötigen Sie autark Zugang zu Wasser, Strom und Abwasserentsorgung.
Ein festes Grundstück für das Tiny House bedeutet Ruhe, Routine und Stabilität. Sie legen ein Fundament und müssen sich keine Gedanken über Transport und Abstellgenehmigung machen. Ein stationäres Tiny House kann auch tiefer in die lokale Gemeinschaft integriert werden, was langfristige soziale Bindungen fördert. Dafür müssen Sie sich mit lokalen Bauvorschriften auseinandersetzen und sicherstellen, dass Tiny Houses an Ihrem Wunschstandort überhaupt erlaubt sind.
Generell gilt: Ist ein Tiny House als Gebäude klassifiziert, das heißt, es ist nicht mobil und soll dauerhaft an einem Ort stehen, benötigen Sie eine Baugenehmigung. Die Kriterien dafür, ob ein Tiny House als Gebäude gilt, können je nach Bundesland unterschiedlich sein.
Für die Baugenehmigung müssen verschiedene Unterlagen eingereicht werden, darunter Baupläne, Berechnungen zur Statik und zum Brandschutz sowie Nachweise über die Einhaltung von Energieeinsparverordnungen. Ein detaillierter Bebauungsplan kann bei Minihäusern ebenfalls erforderlich sein, um zu zeigen, dass das Tiny House den örtlichen Vorschriften entspricht.
Ist das Tiny House hingegen als Fahrzeug klassifiziert, also mobil, gelten andere Regeln. Hier müssen Sie sich mit den Vorschriften zu Stellplätzen und den Anforderungen an die Mobilität auseinandersetzen. Zudem sind Aspekte wie die maximale Aufenthaltsdauer an einem Ort und die Notwendigkeit von TÜV-Abnahmen zu beachten.
Bei Tiny Häusern ist ein gut durchdachter Grundriss besonders wichtig, den jeder Quadratzentimeter zählt und sollte effizient genutzt werden. Dabei dürfen aber auch Komfort und Gemütlichkeit nicht zu kurz kommen. Das schaffen Sie, indem Sie eine Balance zwischen Offenheit und Abgrenzung, zwischen gemeinschaftlichen und privaten Bereichen finden. Hier unsere Tipps für einen gut gelungenen Tiny House-Grundriss:
Ein offener Grundriss ohne unnötige Innenwände verleiht ein Gefühl von Geräumigkeit und Sie können Ihre Fläche flexibler nutzen. Teilen Sie den Raum in klar definierte Zonen für verschiedene Aktivitäten wie Kochen, Schlafen und Wohnen. Das sorgt für Ordnung, selbst wenn die physischen Grenzen zwischen den Bereichen fließend sind.
Gehen Sie in die Vertikale und nutzen Sie die Höhe Ihres Tiny Houses aus. Ein Loft-Bereich für das Schlafzimmer schenkt wertvollen Platz im Wohnbereich. Ebenso können hohe Schränke und Regale bis zur Decke reichen, um mehr Stauraum zu schaffen.
Verwenden Sie funktionale Trennelemente wie Vorhänge, Schiebetüren oder Regale auf Rädern, um private Bereiche abzugrenzen, ohne dabei den Raum zu verkleinern. Diese Elemente können flexibel eingesetzt werden, je nach Bedarf.
Planen sie kompakte Einbauten, die multifunktional sind. Beispielsweise kann eine feste Sitzbank Stauraum bieten, ein Einbauregal kann Trennelement sein und ein Rückzugsort darf tagsüber gern als Büro genutzt werden.
Integrieren Sie ausreichend Fenster und eventuell Dachfenster in Ihren Grundriss für natürliches Licht und gute Belüftung. Fenster tragen auch dazu bei, den Raum optisch zu vergrößern.
Bedenken Sie die technischen Aspekte wie Wasser- und Stromanschlüsse, Heizung und Belüftungssysteme bei der Planung des Grundrisses.
Setzen Sie auf Möbel, die mehrere Funktionen erfüllen können. Ein Bett mit eingebauten Schubladen darunter, eine ausklappbare Küchenarbeitsfläche oder ein Sofa, das auch zum Schlafen genutzt wird, sind praktische Beispiele. Maßgefertigte Möbelstücke, die genau auf Ihren Raum und Ihre Bedürfnisse zugeschnitten werden, sind ideal – am besten mit ganz viel Platz für Ihre Besitztümer. Versteckte Fächer, Wandregale und hängende Aufbewahrungsmöglichkeiten sorgen für Ordnung. Achten Sie aber darauf, dass Ihre ganze Einrichtung ergonomisch ist. Auch wenn es relativ eng ist, sollten die Arbeitsflächen hoch genug, die Sitzgelegenheiten bequem und Regale und Schränke gut zugänglich sein.
Arbeiten Sie mit Licht: Eine gut durchdachte Kombination aus Decken-, Akzent- und Arbeitsbeleuchtung sorgt für Gemütlichkeit und betont die unterschiedlichen Zonen Ihres Tiny Houses.
Aussehen und Haptik, Funktionalität und Langlebigkeit, Nachhaltigkeit, Qualität und Komfort – all diese Aspekte Ihres Tiny Houses werden von den Materialien und Technologien bestimmt, für die Sie sich entscheiden. Die Wahl der Materialien ist nicht nur für den Bau selbst wichtig, sondern auch für das langfristige Wohngefühl und die Ökobilanz Ihres Hauses.
Setzen Sie daher auf hochwertige, solide verarbeitete und langlebige Baumaterialien. Die meisten Tiny Houses werden aus einer Kombination aus Holz und Metall gebaut. Das Holz wird für die Rahmenkonstruktion, Außenverkleidungen und Innenausstattungen verwendet. Metallrahmen sind eine Alternative zu Holzrahmen und punkten mit einer leichten, aber robusten Struktur. Außerdem wird Metall auch für Dach- und Außenverkleidungen verwendet.
Investieren Sie in hochwertige Fenster und Türen mit guter Wärmedämmung. Doppel- oder Dreifachverglasung hilft, Heizkosten zu sparen und die Energieeffizienz Ihres Tiny Houses zu erhöhen. Eine gute Dämmung von Dach und Fassade senkt ebenfalls die Energiekosten und sorgt ein komfortables Raumklima.
Nutzen Sie moderne und umweltfreundliche Technologien für Heizung und Energieversorgung. Überlegen Sie, wie Sie Wasser sparen und Abwasser effizient behandeln können. Grauwassersysteme oder Komposttoiletten können in einem Tiny House sinnvoll sein.
Wählen Sie, wenn möglich, umweltfreundliche und nachhaltige Materialien für den Bau Ihres Tiny Houses. Materialien, die recycelt, wiederverwendet oder aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, sind tolle Optionen. Beziehen Sie diese von lokalen Anbietern, um Transportwege und damit verbundene CO2-Emissionen zu reduzieren. Damit unterstützen Sie auch die lokale Wirtschaft.
Wenn Sie glauben, dass Sie bereit sind, den Bau zu starten, dann müssen Sie nach der initialen Planungsphase nur noch ein letztes Mal alles durchgehen. Nehmen Sie jeden Aspekt Ihrer Baupläne noch einmal genau unter die Lupe. Gleichen Sie auch Ihr Budget noch einmal mit den finalen Plänen vom Bau eines Tiny Houses ab. Wenn nötig, passen Sie Ihren Zeitplan an. Wenn schließlich jedes Detail stimmt und Sie gut vorbereitet sind, können Sie mit dem Bauen Ihres eigenen Tiny House loslegen.
Unser Fazit zur Tiny House Baugenehmigung & Co.
Falls Sie von einem unabhängigen Dasein im Tiny House irgendwo mitten in den Wäldern träumen, dann wird das leider nichts. Das Bauen außerhalb von Orten ist in Deutschland nur in sehr wenigen Ausnahmefällen möglich.
An erschlossenen Wohnorten steht einem minimalistischen Wohnen im kleinen Format aber nichts im Wege. Nur die baurechtliche Genehmigung kann kompliziert sein – das Tiny House ist noch neu und kaum vergleichbar mit dem klassischen Einfamilienhaus, welches nach dem Bebauungsplan der Gemeinde errichtet wird. Es gibt bereits einige Tiny House-Siedlungen bzw. -dörfer in Deutschland, weitere sind in Planung.
Unsere Empfehlung: Informieren Sie sich genauestens über die örtlichen Bauvorschriften und planen Sie den Genehmigungsprozess so gut es geht. Stellen Sie eine Bauvoranfrage, um ganz sicher zu gehen. Mit den richtigen Informationen, einer guten Tiny-House-Planung, der Unterstützung seitens eines Architekten oder Bauingenieurs und ein wenig Glück sollte Ihr Traum vom eigenen Minihäuschen in Erfüllung gehen.